Am Samstag, 24.9.16, fand in Bern die Demonstration für die Freiheit von Nekane Txapartegi statt. Dieses Flugblatt wurde dort von der Roten Hilfe Schweiz verteilt:
Mit der Verhaftung von Nekane Txapartegi wegen des Auslieferungsgesuchs Spaniens zeigt die Schweizer Justiz auf, dass alles Gerede über Neutralität und unpolitische Prozessführung in der Schweiz letztlich hohle Phrasen bleiben. Entgegen den Behauptungen der Behörden wirkte und wirkt die Schweiz immer wieder als Helferstaat bei der Verfolgung von politisch aktiven Personen tatkräftig mit.
Erinnert sei an den Fall von Metin Aydin, einem Kurden, der bei einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz 2012 von der Polizei verhaftet und danach an Deutschland ausgeliefert wurde, wo ihm ein Prozess wegen Mitgliedschaft in der PKK gemacht wurde. Metin war in Frankreich ein anerkannter Flüchtling. Seine politische Identität, die ihm im einen Staat das Recht auf Asyl garantierte, wurde im anderen Staat zu seinem Verhängnis. Und die Schweiz hatte dabei die Finger mit im Spiel.
Erinnert sei aber auch an einige Menschen aus der tamilischen Bewegung, die lange in der Schweiz lebten. Nachdem der sri-lankische Staat 2009 die dortige tamilische Bewegung brutal angriff, auf grausamste Art und Weise niederrang und den Bürgerkrieg für beendet erklärte, sah auch der Schweizer Staat keinen Grund mehr dafür, tamilische Leute nicht nach Sri Lanka auszuliefern. Dies, obwohl offenkundig war, dass der sri-lankische Staat seinen Vernichtungskrieg gegen die tamilische Bewegung auch nach «Ende» des Kriegs fortsetzte. Es kam, wie es kommen musste: Kurz nachdem die Schweiz erste Menschen ausgeliefert hatte, wurde bekannt, dass diese in den dortigen Knästen schwer gefoltert wurden. Die hiesigen Behörden entschuldigten sich kleinlaut. An ihrer Mitverantwortung dafür ändert das nichts.
Nun also Nekane, die auf eine langjährige politische Praxis in der baskischen Bewegung zurückschauen kann. Ihre politische Identität, welche die Grundlage für die Strafverfolgung gegen sie bildet, spricht aus jedem Brief, den sie schreibt. Es ist diese Identität, die der spanische Staat ihr vorwirft, und die Schweiz assistiert dabei. Es ist wichtig, diese Seite Nekane’s aufzunehmen und sich nicht nur mit der systematischen Folter in Spanien auseinanderzusetzen, sondern auch mit der Geschichte der baskischen Bewegung in ihrem Kampf für Fortschrittlichkeit und Unabhängigkeit.
Die aktuelle Kollaboration der Schweiz mit Spanien muss auch im Kontext der europaweiten Diskussion rund um Ausnahmezustände oder mehr Überwachung angesichts des Jihadismus gesehen werden. Aktuell wird eine gesellschaftliche Stimmung geschürt, die den Ausbau der repressiven Mittel der Staaten mit sich bringt. Darüber gibt es europaweite Diskussionen, an denen die jeweiligen staatlichen Ämter beteiligt sind. Nebst dem Ausbau der Repression wird auch eine verstärkte Angleichung und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Staaten gefordert. Während sie lautstark vom Jihadismus reden, nehmen sie selbstverständlich andere ins Visier, die – wie Nekane – eine antikapitalistische Perspektive vertreten. Immer wieder gibt es Statements, in denen der hiesige Nachrichtendienst beispielsweise davon redet, dass es bei Jugendlichen nicht nur Prävention gegen den Jihadismus braucht, sondern auch gegen linke, antikapitalistische Positionen. Von daher soll und muss man die Inhaftierung von Nekane verurteilen, aber gleichzeitig den Kontext berücksichtigen, in dem dieser Fall stattfindet. Zeigen wir unsere Solidarität mit allen politischen Gefangenen und verteidigen wir ihre politische Identität! Freiheit für Nekane!
Denunzieren wir die Kollaboration des Schweizer Staats –
Stärken wir die politische Identität von Nekane!
Rote Hilfe Schweiz
rotehilfech.noblogs.org