Mehr als zwei Wochen sind vergangen, seit die G20 stattgefunden hat. Die Zeit der Inhaftierung der Häftlinge wird jeden Tag länger.
Das ordentliche Gericht scheint keine Absicht zu haben, in kurzer Zeit die Verfahren einzustellen. Es wird von höchstens sechs Monaten gesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat den Antrag auf Kaution und den auf Hausarrest abgelehnt, weil von Fluchtgefahr geredet wird.
Die Waffengewalt der Sicherheitspolizei wurde durch die Abwehr-Tätigkeit der Demonstranten NOG20 gebremst. Genau deswegen wird nun der Angriff der Repression auf die Häftlinge erlebt.
In diesen Tagen sind die ersten Briefe der Häftlinge angekommen. Der erste ist derjenige von Riccardo, darauf verfolgte die Bezeugung von Maria, eine Gefährtin aus Feltre – die am 7 Juli festgenommen wurde – und in Billwerder in Haft gehalten wird.
Nachstehend wird berichtet:
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Freitag, 14 Juli 2017
Vor zwei Jahrhunderten hat das Volk die Bastille gestürmt. Wer heute diesen Gedenktag feiert – Gründer der modernen Demokratien – errichtet überall eine neue Bastille. Niemand sollte hier länger gefangen bleiben, nicht mehr! Das ist zu viel für eine einzige Person. Es gibt Minderjährige, Schwangere, Frauen mit Neugeborenen und einige die im Krankenhaus sein sollten – sie sind alle hier und ziehen dieselben grauen Anzüge an.
Ich weiß, ihr tut gerade alles, was ihr könnt um mich zu befreien und ich danke euch deswegen.
Es tut mir leid, ihr seid besorgt. Ich habe euer Telegramm hier, ich dachte aber heute freigelassen zu werden um euch persönlich danken zu können. Leider muss ich aber noch hierbleiben, der Einspruch wurde nicht akzeptiert. Sicherlich, wisst ihr aber schon mehr, als was ich euch heute mit diesem Brief schreibe.
Wir waren zu fünf Personen hier unten diesen Umständen. Die zwei Deutschen wurden am Mittwoch freigelassen, heute war die Venezuelanerin dran, gegen die Zahlung einer Kaution in Höhe von 10.000 Euro. Ja, 10.000 Euro! Jetzt bleiben nur noch eine Kurdin und ich.
Sie ist so stark. Sie bleibt immer positiv, obwohl sie zwei Brüder verloren hat, die in der Schlacht in Kurdistan starben. Die einzige gute Sache hier sind die Beziehungen, die man entwickelt, alle sind freundlich, altruistisch. Alle sind bereit dich zu umarmen.
Was den Rest betrifft, habe ich keine Illusion mehr. Gestern haben sie uns erlaubt auszugehen, unter dem Vorwand, mit einem Anwalt zu sprechen. Sie wollten aber unsere DNA bekommen. Man soll sich hier nur was Schlechtes erwarten, und dies ist nicht meiner Natur.
Das erste Gefängnis wo wir waren, war ein Fertighaus mit 10 Quadratmeter Räumen. Wir waren zu fünf in einem Raum, zwei Tage lang, ohne Fenster, ohne Bad. Wir mussten den Gefängniswärter bitten, auf die Toilette zu gehen oder zu trinken. Wir sind fast ohne Essen geblieben. Hier hingegen geht es ein bisschen besser: ich habe ein Bett und ein Badezimmer.
Ihr wisst sicherlich schon, dass ich festgenommen wurde, weil ich einem Mädchen geholfen habe, das sich einen Fuß gebrochenen hatte. Er war tatsächlich gebrochen: der Knochen war freiliegend und nur die Hälfte des Fußes war noch dran. Ich werde es nie vergessen, zusammen mit dem Bild von der Polizei, die mit bloßen Händen verprügelte.
Ich konnte nicht glaubten, hier gelandet zu sein, ohne etwas Böses getan zu haben. Sie sind aber alle hier wegen Kleinigkeiten, meistens aufgrund von geringfügigen Diebstählen.
Leute, bitte schreibt, spricht über das was hier passiert; schweigt nicht. Falls ihr möchtet, teilt anderen mit, was ich geschrieben habe.
Ich weiß hingegen nichts über Fabio. Ich habe ihm geschrieben, aber er hat mir nicht geantwortet. Er sollte im gleichen Gefängnis wie ich sein, wenn jemand darüber Informationen hat, schreibt mir bitte. Schreibt mir auf jeden Fall und schickt mir auch eine Briefmarke, damit ich antworten kann. Ich werde auf jeden Fall bis Mittwoch hier sein, danach weiß ich nicht.
Ich habe euch lieb, Ich hoffe so bald wie möglich nach Hause zurückzukehren.
Maria
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Maria weiß nicht, daβ Fabio in Jork gefangen gehalten wird, dreißig Kilometer östlich von Hamburg; dass er eine gute Beziehung mit den anderen Häftlingen hat und es ihm auch gut geht. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat für ihn auch den Antrag auf Kaution abgelehnt.
Sie weiß aber auch nicht, dass Alessandro, Orazio, Emiliano und Riccardo zusammen in der männlichen Abteilung des gleichen Gefängnisses wie sie sind (die letzten zwei sind Zellengenossen).
Dies sind die Worte, von 24 Juli, einer Person aus Feltre, die im Kontakt mit den Familien von Fabio und Maria ist:
“Heute sind wir in Hamburg angekommen und haben ihre Mütter getroffen. Sie erscheinen ziemlich ruhig zu sein, auch wenn die Situation sich nicht geändert hat. Fabio war heute Morgen unbeschwerter, mehr als letzten Mittwoch. Einige haben zugunsten der Häftlinge demonstriert, sie protestieren für die Lösung dieser Situation. Die Anwälte tun alles was sie können, das deutsche Gericht versucht aber den Zustand zu komplizieren. Wir versuchen morgen Maria mit frischen Kleidern und Büchern zu versorgen. Wir schauen wie es läuft.”
Es wurde bisher schwierig den Häftlingen Kleidung oder Bücher zu bringen. Es ist aber wichtig ihnen zu schreiben, die Adresse ist: http://www.osservatoriopressione.info/scrivimi/.
Viel wird für die Haftlinge gemacht: man protestiert vor den deutschen Botschaften (http://www.ondarossa.info/newsredazione/2017/07/27-luglio-presidio-davanti-lambasciata), die Genossen und Genossinnen sind im ständigen Kontakt mit den Häftlingen und man versucht die Öffentlichkeit über Radio zu informieren. In Bilbao und in verschiedenen deutschen Städten haben auch viele Demonstrationen stattgefunden, darunter auch die erfolgreiche in Hamburg (Zone: Rote Flora), viele Leute haben teilgenommen.
Die nächste Demonstration wird hingegen am 6. August vor Billwerder Gefängnis stattfinden.
Alles dies ist wichtig, genügt aber nicht allein.
Wir bleiben deswegen verfügbar um Abgaben, Ideen und Vorschläge zu sammeln, die zu einer, für die Befreiung aller Häftlinge, großen Internationalen Demonstration in Hamburg führen könnte. Niemand soll allein gelassen werden, niemand wird im Stich gelassen.
ALLE FREI! ALLE FREI!
Die Genossen und Genossinnen vom selbstverwalteten Raum PostaZ von Feltre
E-Mail: postaz@bastardi.net