Monthly Archives: August 2017

G20: United we stand! Solidaritätskampagne läuft an

Der G20-Gifel ist vorbei; die Kriminalisierung der Proteste geht weiter. Nach wie vor sitzen Dutzende Aktivist*innen im Knast, Hunderte müssen mit Strafverfahren rechnen. Die Rote Hilfe ruft zur Solidarität mit den Betroffenen auf. Unter dem Motto „United we stand! summer of resistance – summit of repression – solidarity is our weapon“. Inzwischen kann gedrucktes Material über den Literaturvertrieb  der Roten Hilfe bestellt werden, außerdem haben bereits erste Aktionen stattgefunden. Um die Betroffenen auch finanziell unterstützen zu können, sind weiterhin Spenden erforderlich.

summer of resistance – summit of repression – solidarity is our weapon

Hunderttausende aus allen Spektren haben gegen den G20-Gipfel in Hamburg demonstriert. Schon im Vorfeld wurden Camps und Demos verboten, Wohnungen durchsucht, es kam zu Gefährder*innen-Ansprachen und Einreiseverboten. Unzählige wurden von der Polizei verletzt, es gab hunderte Ingewahrsam- und Festnahmen, manche sitzen noch immer sitzen U-Haft. Die Genoss*innen wurden eingesperrt, weil wir gemeinsam gegen die menschenverachtende Politik der G20 und den unsinnigen Gipfel protestierten. Jetzt brauchen Eingesperrte und die Menschen, die von der kommenden Repression betroffen sein werden, unsere Unterstützung!

United we stand!

Wir brauchen vielfältige Solidarität: Es braucht sowohl Geld für Verfahren und Öffentlichkeitsarbeit, als auch die direkte Unterstützung Einzelner und eines entschlossenen Zusammenstehens gegen die Repression und Hetze, die uns versucht zu spalten.

Bringt euch ein in die strömungsübergreifende, internationale Kampagne „United we Stand“ – jede Unterstützung ist gelebte Solidarität!


Was konkret getan werden kann:

  • Geld sammeln und spenden*
  • Infoveranstaltungen zur Repression
  • Soli-Tresen, Partys und Konzerte
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Kundgebungen und Demos
  • Unterstützung für die Angehörigen und Freund*innen organisieren
  • Briefe schreiben

*Spendet mit dem Stichwort G20 auf unser Sonderkonto: Rote Hilfe e.V. | Stichwort „G20“ | IBAN: DE25 2605 0001 0056 0362 39 | BIC: NOLADE21GOE | Sparkasse Göttingen


Aktuelle Informationen zur Kampagne findet ihr unter unitedwestand.blackblogs.org.

Gedrucktes Material kann über den Literaturvertrieb der Roten Hilfe bestellt werden: www.rote-hilfe.de/literaturvertrieb

Aktuelle Meldungen zu Repression gibt es auf der Website der Roten Hilfe: www.rote-hilfe.de

G20: Aufruf zu einer Internationalen Demonstration in Hamburg für die Befreiung aller Häftlinge

Mehr als zwei Wochen sind vergangen, seit die G20 stattgefunden hat. Die Zeit der Inhaftierung der Häftlinge wird jeden Tag länger.

Das ordentliche Gericht scheint keine Absicht zu haben, in kurzer Zeit die Verfahren einzustellen. Es wird von höchstens sechs Monaten gesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat den Antrag auf Kaution und den auf Hausarrest abgelehnt, weil von Fluchtgefahr geredet wird.

Die Waffengewalt der Sicherheitspolizei wurde durch die Abwehr-Tätigkeit der Demonstranten  NOG20 gebremst. Genau deswegen wird nun der Angriff der Repression auf die Häftlinge erlebt.

In diesen Tagen sind die ersten Briefe der Häftlinge angekommen. Der erste ist derjenige von Riccardo,  darauf verfolgte die Bezeugung von Maria, eine Gefährtin aus Feltre – die am 7 Juli festgenommen wurde – und in Billwerder in Haft gehalten wird.

Nachstehend wird berichtet:

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Freitag, 14 Juli 2017

Vor zwei Jahrhunderten hat das Volk die Bastille gestürmt. Wer heute diesen Gedenktag feiert – Gründer der modernen Demokratien – errichtet überall eine neue Bastille. Niemand sollte hier länger gefangen bleiben, nicht mehr! Das ist zu viel für eine einzige Person. Es gibt Minderjährige, Schwangere, Frauen mit Neugeborenen und einige die im Krankenhaus sein sollten – sie sind alle hier und ziehen dieselben grauen Anzüge an.

Ich weiß, ihr tut gerade alles, was ihr könnt um mich zu befreien und ich danke euch deswegen.

Es tut mir leid, ihr seid besorgt. Ich habe euer Telegramm hier, ich dachte aber heute freigelassen zu werden um euch persönlich danken zu können. Leider muss ich aber noch hierbleiben, der Einspruch wurde nicht akzeptiert. Sicherlich, wisst ihr aber schon mehr, als was ich euch heute mit diesem Brief schreibe.

Wir waren zu fünf Personen hier unten diesen Umständen. Die zwei Deutschen wurden am Mittwoch freigelassen, heute war die Venezuelanerin dran, gegen die Zahlung einer Kaution in Höhe von 10.000 Euro. Ja, 10.000 Euro! Jetzt bleiben nur noch eine Kurdin und ich.

Sie ist so stark. Sie bleibt immer positiv, obwohl sie zwei Brüder verloren hat, die in der Schlacht in Kurdistan starben. Die einzige gute Sache hier sind die Beziehungen, die man entwickelt, alle sind freundlich, altruistisch. Alle sind bereit dich zu umarmen.

Was den Rest betrifft, habe ich keine Illusion mehr. Gestern haben sie uns erlaubt auszugehen, unter dem Vorwand, mit einem Anwalt zu sprechen. Sie wollten aber unsere DNA bekommen. Man soll sich hier nur was Schlechtes erwarten, und dies ist nicht meiner Natur.

Das erste Gefängnis wo wir waren, war ein Fertighaus mit 10 Quadratmeter Räumen.  Wir waren zu fünf in einem Raum, zwei Tage lang, ohne Fenster, ohne Bad. Wir mussten den Gefängniswärter bitten, auf die Toilette zu gehen oder zu trinken. Wir sind fast ohne Essen geblieben. Hier hingegen geht es ein bisschen besser: ich habe ein Bett und ein Badezimmer.

Ihr wisst sicherlich schon, dass ich festgenommen wurde, weil ich einem Mädchen geholfen habe, das sich einen Fuß gebrochenen hatte. Er war tatsächlich gebrochen: der Knochen war freiliegend und nur die Hälfte des Fußes war noch dran. Ich werde es nie vergessen, zusammen mit dem Bild von der Polizei, die mit bloßen Händen verprügelte.

Ich konnte nicht glaubten, hier gelandet zu sein, ohne etwas Böses getan zu haben. Sie sind aber alle hier wegen Kleinigkeiten, meistens aufgrund von geringfügigen Diebstählen.

Leute, bitte schreibt, spricht über das was hier passiert; schweigt nicht. Falls ihr möchtet, teilt anderen mit, was ich geschrieben habe.

Ich weiß hingegen nichts über Fabio. Ich habe ihm geschrieben, aber er hat mir nicht geantwortet. Er sollte im gleichen Gefängnis wie ich sein, wenn jemand darüber Informationen hat, schreibt mir bitte. Schreibt mir auf jeden Fall und schickt mir auch eine Briefmarke, damit ich antworten kann. Ich werde auf jeden Fall bis Mittwoch hier sein, danach weiß ich nicht.

Ich habe euch lieb, Ich hoffe so bald wie möglich nach Hause zurückzukehren.

Maria

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Maria weiß nicht, daβ Fabio  in Jork gefangen gehalten wird, dreißig Kilometer östlich von Hamburg; dass er eine gute Beziehung mit den anderen Häftlingen hat und es ihm auch gut geht. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat für ihn auch den Antrag auf Kaution abgelehnt.

Sie weiß aber auch nicht, dass Alessandro, Orazio, Emiliano und Riccardo zusammen in der männlichen Abteilung des gleichen Gefängnisses wie sie sind (die letzten zwei sind Zellengenossen).

Dies sind die Worte, von 24 Juli, einer Person aus Feltre, die im Kontakt mit den Familien von Fabio und Maria ist:

“Heute sind wir in Hamburg angekommen und haben ihre Mütter getroffen. Sie erscheinen ziemlich ruhig zu sein, auch wenn die Situation sich nicht geändert hat. Fabio war heute Morgen unbeschwerter, mehr als letzten Mittwoch. Einige haben zugunsten der Häftlinge demonstriert, sie protestieren für die Lösung dieser Situation. Die Anwälte tun alles was sie können, das deutsche Gericht versucht aber den Zustand zu komplizieren. Wir versuchen morgen Maria mit frischen Kleidern und Büchern zu versorgen. Wir schauen wie es läuft.”

Es wurde bisher schwierig den Häftlingen Kleidung oder Bücher zu bringen. Es ist aber wichtig ihnen zu schreiben, die  Adresse ist: http://www.osservatoriopressione.info/scrivimi/.

Viel wird für die Haftlinge gemacht:  man protestiert vor den deutschen Botschaften (http://www.ondarossa.info/newsredazione/2017/07/27-luglio-presidio-davanti-lambasciata), die Genossen und Genossinnen sind im ständigen Kontakt  mit den Häftlingen und man versucht die Öffentlichkeit über Radio zu informieren. In Bilbao und in verschiedenen deutschen Städten haben auch viele Demonstrationen stattgefunden, darunter auch die erfolgreiche in Hamburg (Zone: Rote Flora), viele Leute haben teilgenommen.

Die nächste Demonstration wird hingegen am 6. August vor Billwerder Gefängnis stattfinden.

Alles dies ist wichtig, genügt aber nicht allein.

Wir bleiben deswegen verfügbar um Abgaben, Ideen und Vorschläge zu sammeln, die zu einer, für die Befreiung aller Häftlinge, großen Internationalen Demonstration in Hamburg führen könnte. Niemand soll allein gelassen werden, niemand wird im Stich gelassen.

ALLE FREI! ALLE FREI!

Die Genossen und Genossinnen vom selbstverwalteten Raum PostaZ von Feltre

E-Mail: postaz@bastardi.net

http://effimera.org/aufruf-zu-einer-internationalen-demonstration-hamburg-fur-die-befreiung-aller-haftlinge/

Schreibt Nekane Txapartegi aus den Ferien!

Du denkst vielleicht, dass es Nekane betrübt, wenn sie hört, was für Ferien ihr so verbringt. Aber das stimmt nicht, sie freut sich wahnsinnig über Post von überall her! Darum wollen wir sie während der Ferienzeit mit massenhaft Postkarten, Ansichtskarten und PostcardCreator-Selfies (http://bit.ly/2r7LmZu) eindecken. Zeigt eure Solidarität und schreibt Nekane ein paar Zeilen aus euren Ferien!

Nekane Txapartegi – Gefängnisbrief #1: «Globalisierung des einzigen Denkens»

Gemäss seinem krankhaften Eifer, die politische Dissidenz zum Verschwinden zu bringen und überall einzig seine eigene Denkart aufzuzwingen, hat Erdogan Hunderte Journalist*innen eingeknastet und gefoltert und zahlreiche Medien geschlossen. Leider ist dieser Sultan nicht der einzige mit einer solchen Praxis. Gleiches unternehmen die faschistischen Erb*innen vom Partido Popular schon seit Jahrzehnten gegen die baskische Bevölkerung. In einem gut orchestrierten Plan haben sie den sogenannten Krieg niederer Intensität ausgerufen und mit Strategien wie dem «Gesetz Corcuera»1, dem «Plan ZEN»2 (dessen Slogan war: «eine gut erzählte Lüge ist mehr wert als tausend Wahrheiten») wollten sie allen ihr einziges Denken und Totalitarismus aufzwingen. Mit diesem Ziel erfolgte später die Schliessung der Zeitungen «Gara» und «Egunkaria». Es war nicht genug, die einzige auf baskisch herausgegebene Zeitung zu schliessen, sondern es wurde auch noch deren Direktor brutal gefoltert. So hat es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg Jahre später anerkannt.
Schon im Jahr 2000, nach der erlittenen brutalen Folter und nach neun Monaten der Entführung in die Gefängnisse der Vernichtung des spanischen Staates, wurde ich erneut verfolgt. Diesmal wegen meiner journalistischen Tätigkeit in der Investigativzeitschrift «Ardi Beltza»3. Wegen einigen Artikeln, die den hegemonialen Parteien ungemütlich waren, musste ich vor mehreren Gerichten aussagen. Ebenso zielte die Hetzerei verschiedener Polizeikorps darauf ab, unsere journalistische Arbeit zu verhindern. Da wir uns angesichts ihrer Drohungen aber nicht duckten, sondern mit unserer Arbeit der sozialen und politischen Anklage weitermachten, wurde die Zeitschrift auf Befehl des spanischen Ausnahmegerichts «Audiencia Nacional» kriminalisiert und geschlossen. Jahre später sprach dasselbe Gericht unsere Zeitschrift von den angeblichen Verbrechen frei, doch der Schaden war bereits angerichtet.
Mit all diesen Angriffen verfolgten die faschistischen Erb*innen das Ziel, der Bevölkerung weiterhin allein ihr Denken und ihre historische Erinnerung aufzuzwingen. Dafür mussten sie alle Dissident*innen von der Landkarte tilgen. Ad hoc wurden dafür die Ausnahmegesetze geschaffen. Die Audiencia Nacional hat sich in eine politische Waffe dieser Franco-Erb*innen verwandelt.

Nun, wo wir im 21. Jahrhundert angekommen sind und das Gespenst des bewaffneten Kampfes nicht mehr spukt (da die ETA sich am vergangenen 8. April unilateral entwaffnet hat), haben sich die Gesetze dem Namen nach geändert. Doch sind es noch immer Gesetze des Ausnahmezustandes und für die Dissident*innen haben sie dieselben Konsequenzen: Verfolgung, Kriminalisierung, Repression und Einsperrung. Die Meinungsfreiheit existiert nur für jene, die so denken wie sie. Gegen Dissident*innen wird das «Maulkorb-Gesetz» (Ley Mordaza) angewendet, das von Geldstrafen bis zur Einsperrung geht. Jegliche Referenz zum baskischen Konflikt wird sanktioniert, wird als Apologie des Terrorismus qualifiziert und wird mit Gefängnis bestraft. So etwa im absurden Fall der kriminalisierten Puppenspieler*innen von Madrid. Verschiedene Marionettenkünstler*innen wurden im Jahr 2016 eingesperrt, weil sie in einem Kindertheater eine Parodie auf die ETA gemacht haben.
In baskischen oder katalanischen Mündern verwandeln sich Worte in Straftaten. Für sie gibt es die Meinungsfreiheit nicht, nur das Risiko der Kriminalisierung, denn alles ist Apologie des Terrorismus. So zum Beispiel, als ein antikapitalistischer Katalane den Satz sprach: «Um eine Tortilla zu machen, muss man erst die Eier aufbrechen.» Das wurde als Verteidigung des Terrorismus und als Anstiftung zu Gewalt bewertet, sodass diesem Katalanen nun Gefängnis droht. In dieser Situation der irrsinnigen Repression werden auch die Twitterer nicht freigelassen, die mit der Phantomoperation namens «Araña» (dt.: Spinne) verhaftet wurden. Nach Twitterern wird gefahndet, sie werden vor Gerichte gezerrt, bedroht und mit Bussen oder Haft bestraft.

Auch wenn «Amnesty International» jüngst angeprangert hat, dass es im spanischen Staat keine politische Normalisierung gibt und im Namen der Terrorismus-Bekämpfung Grundrechte verletzt werden, verschliesst die politische Klasse weiterhin Augen, Ohren und Mund. «Reporter ohne Grenzen» setzt den spanischen Staat auf die Nummer 29 ihrer schwarzen Liste. Die «Europäische Journalisten-Föderation» hat das Maulkorb-Gesetz des spanischen Staates vor dem Europäischen Rat angeklagt. Anklagen, die Makulatur bleiben werden angesichts des Komplizentums und der Rückendeckung der europäischen Eliten für die spanischen und türkischen Königreiche des Aufzwingens.

Trotz alledem haben sich die «neutralen» Schweizer Regierenden dazu entschieden, mich auszuliefern. Sie haben in einer Informationsmeldung «spanischer Art» versucht, jegliche politische Verfolgung oder erlittene Folter zu verschweigen. Sie haben sich bemüht, den spanischen Staat als demokratisch hinzustellen. Ich aber frage mich, wann ich dieses Kapitel der Demokratisierung verpasst habe, denn ich lebe weiterhin in der Kontinuität des faschistischen Regimes. Das faschistische Gericht hat lediglich den Namen gewechselt – von «Tribunal de Orden Público» (Gericht der öffentlichen Ordnung) hin zu «Audiencia Nacional» (Nationale Anhörung). Inspektoren der franquistischen Polizei wie Ismael Moreno, gingen dazu über, Richter derselben zu sein. Die paramilitärische Polizei «Guardia Civil» ist noch immer die gleiche. Die systematische Folter in den Kerkern der Polizeiposten wird noch immer praktiziert, noch immer gibt es politische Gerichtsverfahren, es wird verurteilt auf der Basis von aufgrund von Folter erhaltenen Geständnissen, die Folterer haben totale Straffreiheit, es wird die Politik der Auslöschung und Verstreuungangewendet, es tobt die Rache und der Hass gegen die todkranken baskischen politischen Gefangenen. Spanische Polizisten haben mich illegal in der Schweiz verfolgt. Wo ist der Unterschied zwischen dieser Lüge, die sich «Demokratie» nennt, und der Diktatur? Dass sie mich nicht erschiessen? Möge jede*r ihre*seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen.


Nekanes Gefängnisbriefe:

«Ich nehme euren Vorschlag gerne an und schicke euch gleich ein paar Beiträge mit, denn die Post funktioniert nach der Lust der Schliesser und alles dauert ziemlich lange.» So antwortete uns die inhaftierte Genossin Nekane Txapartegi in einem Brief, nachdem wir sie angefragt hatten, ob sie für das ajour magazingelegentlich eine Kolumne schreiben würde. Die Möglichkeit einen Text auf Papier zu bringen und insbesondere diesen nach draussen zu versenden, wird Inhaftierten systematisch erschwert. So gewährte man Nekane erst nach einem Jahr Haft endlich Zugang zu einem Computer. Auch das Ausdrucken von Textdateien ist eine aufwendige bürokratische Prozedur; eine «absurde Bürokratie, um uns jegliche Autonomie zu rauben», so Nekane. Umso mehr freut es uns, nun endlich den ersten übersetzten Artikel unserer baskischen Freundin, der revolutionären Feministin, Aktivistin und Journalistin Nekane Txapartegi veröffentlichen zu können. Use mit de Gfangene! (Die Redaktion)


  1. Das «Gesetz Corcuera», benannt nach dem damaligen sozialistischen Innenminister José Luis Corcuera, trat 1992 in Kraft. Es sah unter anderem vor, dass die Polizeien Wohnungen auch ohne richterlichen Befehl betreten durften. Auch wenn dieser Paragraph vom Verfassungsgericht als verfassungswidrig eingestuft wurde, war das Gesetz bis 2015 in Kraft und wurde dann durch das sogenannte Maulkorbgesetz ersetzt. 
  2. Mit der Zona Especial Norte (ZEN), der «Speziellen Zone im Norden», ist das Baskenland gemeint. Der Plan ZEN wurde 1983 kurz nach der Regierungsübernahme der PSOE (Sozialist*innen) entwickelt und war eine umfassende Strategie zur Vernichtung der baskischen Befreiungsbewegung. Der Plan beinhaltete Elemente der psychologischen Kriegsführung, der Aufstandsbekämpfung, die Schaffung von Todesschwadronen (Grupos Antiterroristas de Liberación, GAL) und sah neben Desinformationskampagnen auch die Beeinflussung der Medien vor. 
  3. Ardi Beltza (dt.: Schwarzes Schaf) war eine 1999 gegründete Monatszeitschrift. Die Macher*innen gaben zuvor die Zeitung «Egin» heraus, die aber verboten wurde. Bereits 2001 musste Ardi Beltza ökonomisch ruiniert eingestellt werden. Vorausgegangen waren diverse Repressalien; so die Inhaftierung des leitenden Redakteurs wegen angeblicher ETA-Mitgliedschaft. 

    Quelle: https://www.ajour-mag.ch/nekanes-kolumne-die-ethnische-justiz-spaniens/