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Aktuelles zum Hungerstreik in den griechischen Knästen

Update 6.7.2014:

An alle Mitgefangenen, geht um die Hungerstreikenden Gefangenen in Griechenland

In Griechenland wehren sich seit dem 23. Juni tausende Gefangene mit einem Hungerstreik gegen Gesetze zur Einrichtung von Hochsicherheitsgefängnissen. An dem Protest nehmen bereits fast 4000 der etwa 12000 in griechischen Knästen Eingesperrten teil. Daher wird aus Solidarität und Anteilnahme die bundesweiter Hungerstreik aufgerufen. Bereits in Berlin und einigen Haftanstalten in Bayern wurde der Termin für den 18.-20.Juli hierfür angesetzt.

Gez. Gefangenen-Gewerkschaft

Krebs Andreas

Update 3.7.2014:

Brief der griechischen Gefangenen:

Heute, am 1. Juli setzten wir unseren massiven landesweiten Hungerstreik gegen das Gesetz über Hochsicherheitsgefängnisse aus. Wir setzen den Hungerstreik aus, beenden jedoch nicht unsere Mobilisierung.

Stattdessen stellen wir unsere Stärke wieder her und warnen das Ministerium, dass wir unter keinen Umständen die Errichtung eines griechischen Guantanamo in Domokos oder sonst irgendwo in Griechenland akzeptieren werden.

Wir misstrauen nach wie vor den Verbesserungsvorschlägen des Ministeriums, die am 3. Juli vorgelegt werden sollen und sind bereit, MIT ALLEN MITTELN zu kämpfen, um dieses monströse Gesetz für Gefängnisse maximaler Sicherheit zu verhindern.

Wir sind uns dessen bewusst, dass nichts besser wird, außer wenn wir den Hungerstreik durchführen.

Wir wollen das Ministerium wissen lassen, dass im Gegensatz zu der organisierten Funkstille durch die Medien, die den massivsten HUNGERSTREIK, der je gemacht wurde, verschwiegen haben (4500 Gefangene im Hungerstreik), wir von jetzt an unsere Art und Weise des Kampfes ändern werden und wenn nötig, zu dynamischeren Formen des Widerstands greifen werden. Mehr muss dazu nicht gesagt werden… ”

Initiative des Gefängniskampfkomitees

 

Update 29.6.2014

Hi comrades

Seventh day of the hunger strike in greek prisons! 29/6/14

Dozens of inmates went to the hospital. More specific 2 inmates from Corfu prison, some inmates from Amfisa prison and the rest of them from koridallos prison they they were going to the hospital and the most of them were sended back given an injection of dextrose!

Comrades Panagiwths Argurou Mixalhs Nikolopoulos and Nikolas Rwmanos remains in the hospital after having a fight for not taking intravenous fluids and dextrose!

Here is a video from the prisoners of A wing of koridallos deciding to refuse the night lockdown for one hour with force!
http://m.youtube.com/watch?v=ORAyiPehfv8&feature=share

May health and chaos be within you!

Dringender Aufruf zur praktischen Solidarität mit den Gefangenen in Griechenland!

Seit Jahren ist Griechenland der Austragungsort heftiger Klassenkämpfe. Memoranden der Troika auf der einen Seite, Massenproteste und direkte Aktionen auf der anderen Seite. Nun werden die Gefangenen in den Knästen Griechenlands durch die Regierung ins Visier genommen: Im Zuge einer Reform des Gefängniswesens schlägt die Regierung eine Angleichung an das Knastwesen in anderen europäischen Ländern vor. Nach unzähligen Verschärfungen im Sozial- Gesundheitswesen & Co. geht es jetzt um ein Memorandum der Knäste.

Konkret will die Regierung eine Neuklassifizierung der Gefangenen in drei Typen durchbringen: Typ A, das sind die Reichen, die wegen Vermögensdelikten usw. einsitzen. Typ B sind viele Gefangene, die wegen kleinerer Delikte einsitzen. Und Typ C sind schliesslich die revolutionären, politischen und rebellischen Gefangenen des bewaffneten Kampfes, mitunter auch die, die sich im Knast gegen Missstände auflehnen und protestieren.

Je nach Gefangenen-Typ droht ein anders Gefangenen-Regime. Den Gefangenen des Typ C droht Isolationshaft, die Streichung von Hafturlauben und Besuchen. Kommt der Vorschlag der Regierung durch, dann drohen diesen Gefangenen Bedingungen wie in den F-Typ Gefängnissen der Türkei, den Hochsicherheitsknästen Deutschlands und dem FIES-Regime in Spanien.

Die Regierung hat die Vorlage jetzt, kurz vor den Sommerferien, in Griechenland eingebracht. Zu einem Zeitpunkt, wo eine gesellschaftliche Debatte nur schwer möglich ist. Im Parlament soll der Vorschlag bis zum 10 Juli angenommen werden – entgegen der üblichen Praxis, dass das Parlament im Sommer keine Gesetze annimmt.

Die politischen Gefangenen (darunter solche des 17. November, des Revolutionären Kampf, der Verschwörung der Feuerzellen) nehmen vom 18. bis zum 20. Juni das Essen der Knäste nicht an, danach wird ein Hungerstreik diskutiert. Auch die anderen Gefangenen werden sich mit dem Gesetzesentwurf auseinandersetzen, da er auch ihre Situation verschlechtern wird. Die Solidaritätsbewegung ausserhalb der Knäste ruft unter anderem zu Demonstrationen und Aktionen in Athen, Thessaloniki und anderen Städten in Griechenland.

Es ist unmittelbar jetzt wichtig, dass praktische, internationale Solidarität ausgeübt wird. Wir rufen dazu auf, die Gefangenen und die Solidaritätsbewegung in Griechenland zu unterstützen. Schickt Berichte, Fotos & sonstiges an info(ät)rhi-sri(dot)org, damit es die Militanten vor Ort erreicht.

Die Folgen der möglichen Annahme des Gesetzesentwurfes sind aus den Erfahrungen aus anderen Ländern bekannt. Egal ob drinnen oder draussen – jetzt ist die Zeit der Solidarität.

Solidarität mit den kämpfenden Gefangenen in Griechenland!

Kapitalismus zerschlagen – internationale Klassensolidarität aufbauen!

Sekretariat der Roten Hilfe International

info(ät)rhi-sri(dot)org

Zürich, 16.6.2014

Grußwort zur Veranstaltungstour „Die Isolation der Gefangenen in Griechenland durchbrechen – den Klassenkampf vorantreiben“ der Roten Hilfe International (RHI)

Im Zusammenhang des Kampftages der revolutionären Gefangenen am 19.Juni 2014 wird audf Veranstaltungen vom 13. Juni bis 22. Juni 2014 in mehreren Städten in Italien, der Schweiz und der BRD über die Situation der politischen und rebellischen Gefangenen des europäischen Staates berichtet, der wie kein anderer unter dem Diktat der Troika (EU-Kommission, EZB, IWF) steht: Griechenland.

Die oktroyierte Austeritätspolitik, die im Krisenlabor Griechenland zu einem beispiellosen sozialen Kahlschlag führte, verfehlte nicht ihre Wirkung. Eine tiefe politische Depression liegt über dem Land, die Widerstandssektoren der unterschiedlichen Fraktionen der revolutionären Linken in Griechenland sind einem Dauerbeschuss des Repressionsapparates ausgesetzt. Hierbei sind die politischen und widerständischen Gefangenen erneut ins Visier geraten.

2002 konnte der Versuch des griechischen Staates, die revolutionären Gefangenen in den Verliesen der Isolationshaft zu vergraben, zurückgeschlagen werden. In den kommenden Monaten steht die Installierung sogenannter Kategorie C- Isolationstrakte auf der Agenda der staatlichen Repression.

Der politische Gefangene Kostas Gournas, der als eingesperrtes Mitglied der Stadtguerillagruppe „Revolutionärer Kampf“ (RK) regelmäßig durch Stellungnahmen Öffentlichkeit herstellt, schreibt in einem im Juni dieses Jahres veröffentlichten Interview, dass „die internationale revolutionäre Solidarität ein wichtiges Glied im Kampf gegen das neue Gefängnis-Gesetz [ist].“ „Wir werden“, so führt Genosse Kostas weiter aus, „sicher eine langfristige Kampagne von Gefangenen und Solidaritätsgruppen brauchen, um die Verabschiedung dieser Gesetze zu verhindern, da es sich um eine strategische Entscheidung der Regierung handelt.“

Diesen Appell möchte ich aufgreifen. Signale der wechselseitigen Solidarität unter inhaftierten politischen AktivistInnen schaffen unter uns ein Band der Zusammengehörigkeit über vielerlei Grenzen hinweg. Dieses Band muss indes zug- und reißfester werden, um den permanenten Attacken der bürgerlichen Klassenjustiz nachdrücklicher widerstehen zu können.

Lasst uns konkret werden:

– Sammeln wir uns als politische, revolutionäre, freie und rebellische Gefangene mit unseren verschiedenen ideologischen und organisatorischen Hintergründen im Rahmen der Roten Hilfe International (RHI)

– Schaffen wir in den Knastanlagen dieser Welt Gewerkschaftsstrukuren aller Inhaftierten, um über das Stellen ökonomischer Tagesforderungen eine Politisierung hinter den Knastmauern bei den Eingekerkerten in Gang zu setzen.

Eine Stärkung der RHI und der Aufbau von basisgewerkschaftlichen Initiativen in den Knästen sind aus meiner Sicht zwei „Werkzeuge des Kampfes“ (Gournas), um unsere Ausgangsbedingungen als AkteurInnen in der Haft zu verbessern.

Noch ein Wort zum Anlass: der 19. Juni ist im Widerstandskalender ein wichtiges Datum. An jenem Tag im Jahre 1986 wurden in peruanischen Gefängnissen etwa 300 politische Gefangene vornehmlich der Kommunistischen Partei Perus – Leuchtender Pfad (PCP-SL) während der gleichzeitig stattfindenden Tagung der sozialdemokratischen „Sozialistischen Internationale“ unter dem Vorsitz von Willy Brandt massakriert.

Diesen Tag und dieses Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen ist ein konkreter Ausdruck, sich die eigene von Höhen und Tiefen geprägte Widerstandsgeschichte der antagonistischen Linken weltweit anzueignen.

Oliver Rast – § 129-Gefangener aus dem mg-Verfahren

12. Juni 2014