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Update zu Gülaferit Ünsal

Redebeitrag zu Gülaferit Ünsal vom 1.April, der anläßlich auf einer Kundgebung in Berlin zu den hungerstreikenden Gefangenen in Griechenland gehalten wurde

Gülaferit Ünsal wurde 2011 von Griechenland nach Deutschland ausgeliefert und nach dem Terrorparagrafen 129 b zu 6 ½ Jahren Haft verurteilt. Nachdem sie 3 Jahre lang im Lichtenberger Knast in Isolationshaft gehalten wurde ist sie seit ca. einem halben Jahr in der JVA für Frauen in Pankow eingesperrt.

Die Isolation ist zwar aufgehoben, jedoch unterliegt sie nun den Schikanen der Gefängnisleitung und der WärterInnen, . Zunächst hatte sie mit körperlichen Angriffen und Mobbing seitens ihrer Mitinsassinnen zu kämpfen, was schlichtweg ignoriert wurde; Post und Tageszeitungen kamen verspätet oder gar nicht. Bestellte und genehmigte Bücher wurden wieder an die Buchhandlung zurückgeschickt. Nach wochenlangen Kämpfen erhielt sie schließlich regelmäßig Zeitung. In den letzten Wochen kam es zu Problemen bei der Aushändigung von verschiedenen Zeitschriften, wie der Roten Hilfe Zeitung, dem Gefangenen Info und der tür-kischen Zeitschrift Yürüyüs. Erst nach mehrmaligem Nachfragen und Drängen wurden ihr die Zeitschriften, bis auf die Yürüyüs, ausgehändigt. Ohne Begründung, ohne Beschluss. Nach einem persönlich Gespräch bei der Gefängnisleitung und einem erneuten Antrag zum Erhalt der Zeitschriften wurde ihr zugesichert zu prüfen, ob es eine Auflage oder einen Beschluss gibt, der ihr den Erhalt der Yürüyüs untersagt.

Als Gülaferit von dem Gespräch zurückkam und ihr Post abholen wollte, wurden ihr die Tageszeitungen erneut verweigert, mit der unglaublichen Begründnung sie müsse erst einen Antrag schreiben. Diese offensichtliche Provokation beantwortete sie mit der Besetzung des Beamtenbüros. Ihr einstündigen Sitzstreik war erfolgreich und sie erhielt die Tageszeitungen.

Die Entscheidung, ob es ein Verbot der Yürüyüs für sie geben wird, entschiedet sich voraussichtlich im Laufe dieser Woche. Sollte es dazu kommen, und somit der Knast wie so oft Informations- und Pressefreiheit unterbindet, wird sich Gülaferit mit einem Hungerstreik gegen diese Maßnahme wehren.

Netzwerk Freiheit für alle politische Gefangenen, Berlin

JVA Ratingen: Besuchsverbot bei linkem Anwalt aus der Türkei

Pressemitteilung vom 25.2.2015

JVA Ratingen: Besuchsverbot bei linkem Anwalt aus der Türkei

Am Mittwoch, den 21.1. erhielten wir Post vom linken politischen
Gefangenen Ahmet Düzgün Yüksel aus der Justizvollzugsanstalt (JVA)
Ratingen in Nordhein-Westfalen (NRW). Er schrieb am 15.1.2015, dass die
Anstaltsleitung Besuchsverbot gegen Herrn Lettow erteilt hat, der ihn
in der Vergangenheit mehrfach besucht hatte. Ihm wurde dieses Verbot
mündlich ohne Angaben von Gründen mitgeteilt. Auch Yüksels Anwalt hat
bis heute von der JVA noch keine Auskunft erhalten, weswegen diesen
Verbot gegen erhoben worden ist.

Zusätzlich hat die JVA auch einen Brief an Herrn Lettow einbehalten. Er
hatte in diesen Zeilen mitgeteilt, dass der Hungerstreik des
hungerstreikenden Albaners Admir Baro “weiter geht”. Admir Baro befand
sich seit dem 9.12.2014 im Hungerstreik. Inzwischen hat er den Streik
nach 51 Tagen beendet und ist auf eine andere Station verlegt worden.
Offenbar versucht die Anstaltsleitung mit dem Besuchsverbot zu
verhindern, dass Informationen über den Hungerstreik der Öffentlichkeit
bekannt werden.

Wer ist Ahmet Düzgün Yüksel ?

Wegen seiner anwaltlichen Tätigkeit für politische Gefangene in der
Türkei musste er das Land verlassen und wurde 2007 in der BRD wegen §
129b (Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung)
verhaftet. Er war in Stuttgart-Stammheim im Knast und wurde dort auch
in dem dortigen Prozessbunker verurteilt.

Nach seiner Haftstrafe war er der Residenzpflicht unterworfen, d. h.,
er durfte sich nur in einem bestimmten Bezirk aufhalten. Er entzog sich
dem, wurde in Griechenland verhaftet und im Mai 2014 in die BRD
ausgeliefert.

Yüksel kämpft auch im Gefängnis gegen das herrschende Unrecht weiter
an. So beteiligte er sich z.B. im letzten Sommer an einem 3-tägigen
Solidaritätshungerstreik griechischer Gefangener gegen die Einführung
von Isolationsgefängnissen nach Stammheimer Vorbild. Auch ist er
Mitglied der Gefangenengewerkschaft/BO. (GG/BO)
(http://www.gefangenengewerkschaft.de )

Von Repression ist allerdings nicht nur Ahmet Düzgün Yüksel betroffen:

2 Beispiele:

· In der JVA Berlin-Tegel wird zur Zeit mit verschiedenen Mitteln gegen
Mehmed-Sadik Aykol , den dort inhaftierten Rechtssekretär der GG/BO,
vorgegangen: Auf Grund seines gewerkschaftliches Engagements werden z.b.
Vollzugslockerungen zurückgestellt. Weiterhin wurde von den
Mehmed-Sadik Aykol zugesandten Flyern für die Zeitschrift der GG/BO
“Outbreak” ihm nur ein einziger ausgehändigt.

· Die wegen §129b inhaftierte Gülaferit Ünsal in Berlin-Pankow wurde
mit Duldung der JVA teilweise von Mitgefangenen gemobbt und es werden
ihr teilweise Zeitungen vorenthalten .

Fazit

Yüksel sieht als Grund für das verhängte Besuchsverbot, dass er einen
Hungerstreik in seinem Knast bekannt machte. Diese Aktion des
Gefangenen wurde auf einigen Homepages veröffentlicht und sie wurde auf
Knastkundgebungen anläßlich Sylvester bekannt gemacht.

Briefe und Besuche sind daher für alle Gefangene wichtig, um ihre
minimalen Rechte und ihre Unversehrtheit zu garantieren.

Deshalb fordern wir die unverzügliche Aufhebung des Besuchsverbots.

Soligruppe 129-Gefangene in NRW

Bericht von Gülaferit zu ihrer Lage in der JVA Berlin- Pankow vom 8.12.14

Der Mensch kann nur mit seinen Gedanken, seiner Ehre und mit seiner Persönlichkeit zum Mensch werden.

An die Presse und die Öffentlichkeit

Wegen etwas Banalem kam ich am 18. September in das Pankower Gefängnis und bin jeden Tag mit  stärker werdenden Angriffen konfrontiert worden. Im Gefängnis, im Hof, bei der Arbeit, im Auto, während den Arztbesuchen und auf den Stationen bin ich mit heftigen Provokationen von anderen Häftlingen angegriffen worden. Obwohl ich mit Wärtern und Sicherheitsleuten gesprochen habe, haben sie sich dazu nicht geäußert und nichts dagegen getan. Man hat eher darauf gewartet und darauf gebaut, dass die Angriffe mehr werden.
Das sind die Häftlinge, die seit längerem in den Knästen sitzen. Sie sind eine Hand voll jämmerlicher Menschen, die vom Kapitalismus degeneriert sind. Es kann sein, dass die Angriffe gegen einen politischen Gefangenen bewusst oder unbewusst organisiert oder unorganisiert gemacht werden. Für mich sind das aber die Spürhunde des Kapitalismus.

Ich bin von zwei Häftlingen, die wegen eines Mordes im Knast sitzen, beleidigt worden. Man hat mich gemobbt und vom Gefängnis wurde ich als Schuldige dargestellt. Um gegen die Angriffe, die sich gegen meine Ehre richteten, abzuwenden habe ich mit dem Arbeiten aufgehört. Die Gefängnisleitung hat sich dazu nicht geäußert und hat zugesehen, wodurch der psychologische Druck noch stärker geworden ist.

In meiner Zelle konnte ich einen Monat lang kein Fernsehen schauen und die Gefängnisleitung sagte, dass es mehrere Monate in Anspruch nehmen würde dies reparieren zu lassen. Deshalb bin ich auch aus meiner Zelle in eine andere Zelle verdrängt worden. Ich konnte meinen Arzt nicht mehr besuchen. Meine Zeitungen sind mir nicht gegeben worden. Nachdem ich in eine andere Zelle umgezogen bin, hat man auch sofort den Fernseher repariert und man sagte mir, dass ich eine Woche später wieder in meine alte Zelle zurück kann.

Ich verurteile die ganzen Angriffe, die vor den Wärtern und vor den Kameras passieren und die mich und meine politische Identität betreffen.
Es ist legitim meine politische Identität und die Menschenrechte zu verteidigen. Die Gefängnisleitung ist für die ganzen Provokationen und für alle Angriffe verantwortlich.

– Psychische Gewalt,
– Druck auf Gefangene ausüben,
– Provokationen organisieren,
– Lügen, Lästern, Intrigen spinnen,
– Gefängniswärter und Gefangene aufhetzen,
– Mobben
sind VERBRECHEN.

Dies alles sind ein Teil des psychologischen Krieges gegen die politischen Gefangenen. Da sie 3 Jahre lang mich nicht physisch isolieren können, versuchen sie es jetzt psychisch zu tun.
Die Gefängnisleitung hat mit der Aussage „Wenn du dich nicht sicher fühlst, können wir deine Zelle zu machen und kannst du in den Hof alleine gehen.“ gezeigt, dass Isolation mehrere Gesichter hat.

DER ZWECK:
– dass ich alleine bin,
– psychisch mich fertig zu machen,
– die Entpersonalisierung,
– der Zweck der kapitalistischen Kultur ist es die Ehre und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verfälschen,
– meinen Willen und meinen Widerstand zu brechen,
– mich zu brechen.

Außerdem wurde eine Kraftprobe auf mich ausgeübt worden.
Ihr werdet politische Gefangene nicht in den kapitalistischen Sumpf reinziehen, in dem ihr sie isoliert, ihnen hohe Strafen gibt, andere Häftlinge aufhetzt oder mobbt.
Ihr werdet unsere politische Identität nicht zerbrechen können. Die Gefängnisse sind dafür da, um Häftlinge zu entehren, sie der Menschlichkeit zu berauben, aber ihr werdet nicht Marionetten dieses Systems machen können.
Um die Häftlinge zu brechen ist eine erpresserische Methode zu sagen, dass man arbeiten muss oder dass man in den offenen Vollzug verlegt werden kann.

Viele der Gefangenen werden dadurch Billigkräfte und Sklaven der Gefängnisleitung und deswegen sind auch die Gefängnisse ein offenes Abbild des Kapitalismus, da die Verhältnisse in den Gefängnissen offen gesehen werden können.

Es ist ein Aufruf an alle Gefangene:
Werdet nicht Sklaven und Marionetten des Kapitalismus.
Ihr werdet nichts davon haben, wenn ihr politische Gefangene angreift.
Werdet Feinde des Kapitalismus, der immer wieder versucht euch zu entehren, wegen dem ihr in den Knästen sitzt, euch aus euren Familien und von euren Kindern weggerissen hat.

Verteidigt eure Ehre und Würde.
Leistet Widerstand gegen Unterdrückung.
Durch unsere Würde und unsere Arbeit können wir ein neues Leben und eine Zukunft aufbauen.

Der Kapitalismus spricht den Frauen zu: „Drogen, Prostitution, Entfremdung, Ignoranz und apolitisch sein“. Deswegen sind revolutionäre Frauen und Männer ein schlechtes Beispiel für den Kapitalismus. Damit die schlechten Beispiele nicht mehr werden, werden wir isoliert und bekommen hohe Strafen. Durch dieses Verhalten in den Knästen verschlimmert sich unsere Lage. Bis heute sind sie durch ihren Druck, den sie ausgeübt haben, nicht weiter gekommen und sie werden es auch nicht schaffen.
Alle sollen es wissen: Jede Gewalt, der ich ausgesetzt bin, stärkt mich.

Liebe Grüße
Gülaferit Ünsal

JVA Pankow
Arkonastra.56
13189 Berlin

Quelle: http://political-prisoners.net/item/3259-bericht-von-guelaferit-zu-ihrer-lage-in-der-jva-berlin-pankow-vom-81214.html

Brief von Gülaferit Ünsal zum Solidaritätshungerstreik

Hallo ,

Ich habe einen dreitägigen Hungerstreik (18.-20. Juli) in Solidarität mit den griechischen Gefangenen gemacht. Isolation ist Folter.

Ich selber bin in einer Isolationszelle seit 2 Jahren und 3 Monaten. Ich
verstehe sehr gut die Situation der griech. Gefangenen. Ich war auch in griechischem Knast. Ich kenne die Bedingungen der griech. Gefangenen.
Du kennst die F-Typ Gefängnisse in der Türkei. 7-jähriges Todesfasten gegen Isolationszellen in der Türkei, gegen die F-Typ Gefängnisse. 122 Menschen sind gestorben im Widerstand gegen die F-Typ Gefängnisse.
Ich möchte kein neues Massaker irgendwo auf dieser Welt. Aber, Imperialismus & Faschismus wollen immer neue Massaker auf der Welt. Die Isolation ist eine kapitalistische Politik. Es steht nicht nur im Zusammenhang mit den Gefängnissen. Es entzieht einem das Gehirn. 7 Jahre
Todesfasten hat der ganzen Welt gezeigt, dass dies unmöglich ist. Jeder sollte Widerstand gegen die Isolation zeigen. Jeder kann es tun. Es ist möglich!
Dann noch eine andere Entwicklung. Mörder Israel hat Gaza bebommt. Ein Massaker in Palästina!
19.07.14: Israel tötete 260 Menschen
20.07.14: mehr als 350
30.000 Menschen sind in UN-Schulen. Sie warte auf Hilfe. Israel tötet Kinder und Frauen, Zivilisten.

Muhammed Ramiz Bkir – 9 Jahre alt
Ahid Bekir – 10 Jahre alt
Zekariya Bekir – 10 Jahre alt
Ismaiz Muhammed Bekir – 11 Jahre alt

Alle sind Brüder einer Familie.

Die Kinder haben in der Nähe des Meeres gespielt. Israelische Soldaten bombten 2 mal.
Die erste Bombe kam, als die Kinder lebten. Die zweite kam nur 30 Sekunden später, als die Kinder schon rannten. Israel tötete sie. Israel tötete viele Kinder. Ich protestiere gegen den Mörder Israel. Mein Herz schlägt für Palästina.

Wieso sind alle politische Gefangenen in Isolationszellen?

Das kapitalistische System möchte, dass wir nicht über andere Menschen nachdenken, dass wir die Schmerzen anderer Menschen nicht spüren.
Doch wir (ich bin) sind Menschen. Wir haben ein Herz und ein Gehirn. Wir fühlen, denken und können sehen. Isolationszellen können das nicht verhindern.
Grüße – Gülaferit Ünsal

20.07.2014