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Repression entgegentreten

Demo zum Tag der politischen Gefangenen am Sonnabend in Hamburg: Solidarität mit türkisch-kurdischen Linken und G-20-Gegnern

Was Musa Asoglu derzeit erleidet, wird auch »weiße Folter« genannt: Keine körperliche Gewalt, sondern Angriffe auf die Psyche. Asoglu sitzt seit gut 15 Monaten in Hamburg in Isola­tionshaft: 23 Stunden am Tag allein in seiner Zelle und auch beim einstündigen Hofgang ohne Kontakt zu anderen Personen; Anwaltsbesuche nur mit Trennscheibe. Der türkischstämmige Niederländer ist weder Serienmörder noch Mafiaboss. Vorgeworfen wird ihm lediglich, Mitglied der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) zu sein, die in der Türkei gegen Unterdrückung kämpft.

Am Sonnabend jedoch wird Asoglu hören können, dass er nicht allein ist. In den Nachmittagsstunden werden die Teilnehmer der Demo »Gemeinsam gegen Repression« zum Internationalen Tag der politischen Gefangenen vor dem Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis, wo er einsitzt, zu einer Zwischenkundgebung Halt machen. Zu der Demonstration werden Menschen aus Berlin, Stuttgart, Dortmund und anderen Städten anreisen. Sie beginnt um 14 Uhr auf dem Gänsemarkt. Von dort wird sich der Zug zu den Messehallen bewegen, Veranstaltungsort des G-20-Gipfels. Vom Gefängnis aus geht es dann durchs Karolinen- und Schanzenviertel.

Seit Wochen mobilisiert das Hamburger Bündnis »United we stand« bundesweit zu der Veranstaltung, eine von vielen rund um den Aktionstag. Das Bündnis wurde unter dem Eindruck des G-20-Gipfels im Juli 2017 gegründet, es bildet das linke Spektrum der Stadt vom Roten Aufbau Hamburg (RAHH) bis zur Roten Flora ab.

Die Aktionen rund um den 18. März sind allen politischen Gefangenen weltweit gewidmet. In der Bundesrepublik richtet sich der Fokus besonders auf die 26 türkisch-kurdischen Linken, die auf Grundlage des umstrittenen Strafgesetz-Paragraphen 129b (Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland) oft seit vielen Monaten in Haft sitzen. Und natürlich auf die G-20-Gefangenen.

Von den 51 im Juli in Untersuchungshaft genommenen Gipfelgegnern sind nach Angaben der Roten Hilfe in ihrer Sonderausgabe zum Tag der politischen Gefangenen (siehe jW vom 2.3.) noch fünf im Gefängnis. Sechs weitere verbüßen nach Verurteilungen Haftstrafen. Für Halil Simsek vom RAHH sind die inhaftierten Teilnehmer der Proteste gegen das G-20-Treffen nicht weniger politische Gefangene als die türkisch-kurdischen Aktivisten in deutschen Gefängnissen. »Sie sitzen für ihre politische Überzeugung im Knast, nicht wegen schwerwiegender Taten«, sagte er am Donnerstag gegenüber jW. Im Demoaufruf von »United we stand« heißt es, man wolle »ein solidarisches Zeichen« setzen und zeigen, »dass das staatliche Kalkül von Kriminalisierung, Einschüchterung und Spaltung scheitern wird«. Die Demo wende sich gegen die »weltweite autoritäre Formierung von Staat und Gesellschaft«, die sich in Deutschland in einem Rechtsruck und einer weiteren Militarisierung der Polizei ausdrücke.

*Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/329158.repression-entgegentreten.html

Griechenland: Neues Gesetz erfüllt viele Forderungen politischer Gefangener. Sondergefängnisse abgeschafft.

Von Heike Schrader, Athen, junge Welt 23.4.2015

Mehr als 40 Tage hatten politische Gefangene in Griechenland mit einem Hungerstreik für weitreichende Veränderungen im Strafvollzug gekämpft. Ein Gesetz, das einen erheblichen Teil dieser Forderungen umsetzt, wurde am späten Montag abend mit den Stimmen der beiden Regierungsparteien Syriza und Anel verabschiedet.

Mit ihm werden unter anderem die Sondergefängnisse von Typ C wieder abgeschafft. Diese waren erst von der Vorgängerregierung unter Antonis Samaras eingeführt worden – angeblich um als Hochsicherheitstrakte Ausbrüchen vorzubeugen. Statt dessen dienten sie der vollständigen Entrechtung widerständiger Inhaftierter. In diesem »Gefängnis im Gefängnis« wurde ihnen unter anderem das Recht auf Hafturlaub und auf Arbeit zur Verringerung der abzusitzenden Strafe entzogen. Darüber hinaus galten starke Einschränkungen bei Besuchs- und Kommunikationsrechten. Weiterhin sieht das Gesetz eine ganze Reihe Maßnahmen zur Haftverschonung von Minderjährigen, Behinderten und Über-75jährigen vor. Auch bisher in Untersuchungshaft genommene verdächtigte Angehörige von nach dem Antiterrorstrafrecht Verurteilten sollen künftig nicht in der Zelle, sondern unter Hausarrest auf ihren Prozess warten.

Des weiteren wird mit dem Gesetz die 2009 eingeführte Strafverschärfung im Falle einer Vermummung aufgehoben, diese gilt nun nur noch bei Raubüberfällen. Bisher wurde zum Beispiel ein unter Vermummung begangener Straftatbestand automatisch als Verbrechen eingestuft. Für diese Änderungen hatten sich nicht nur die Hungerstreikenden, sondern auch die griechische Linkspartei bereits zu Oppositionszeiten eingesetzt.

Nicht erfüllt wurde dagegen die Forderung der politischen Gefangenen, die beiden Gesetze zu kriminellen und terroristischen Vereinigungen abzuschaffen. Unter den Paragraphen 187 und 187 a werden in Griechenland vorzugsweise mutmaßliche Mitglieder militanter Gruppen oder bewaffnet kämpfender Organisationen angeklagt. Die Anklage im derzeit laufenden Prozess gegen 69 Mitglieder der neofaschistische Organisation »Chrysi Avgi« (Goldene Morgendämmerung) stützt sich allerdings ebenfalls auf den Paragraphen 187. Zu Oppositionszeiten hatte Syriza zumindest noch die Abschaffung zumindest des Paragraphen 187 a zu terroristischen Vereinigungen gefordert.

Die Kommunistische Partei Griechenlands, KKE, stimmte den Artikeln über die Abschaffung der Typ-C-Gefängnisse, des Vermummungsgesetzes und der Haftverschonung für mindestens zehn Jahre einsitzende Gefangenen über 75 zu. Die anderen Parteien stimmten gegen alle oder die meisten Artikel und enthielten sich beim Rest der Stimme.

Eine der verabschiedeten Regelungen hat der Regierung bereits einen ernsten Konflikt mit den USA beschert. Artikel 6 des neuen Gesetzes sieht die Haftverschonung auch von zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen vor, die zu mehr als 80 Prozent schwerbehindert sind und mindestens zehn Jahre ihrer Strafe abgesessen haben. Sie sollen ihre Strafe im Hausarrest und mit einer elektronischen Fußfessel weiter verbüßen.

Unter diese Regelung fällt der seit 2002 inhaftierte Savvas Xiros. Der fast blinde und im Knast an Multipler Sklerose erkrankte ehemalige Stadtguerillero der Organisation 17N ist zu 98 Prozent schwerbehindert. Seine mögliche Verlegung in den elektronisch überwachten Hausarrest wurde von den USA jedoch umgehend als als »zutiefst unfreundlichen Akt« bezeichnet. Verurteilte Terroristen müssten ihre Strafe vollständig im Gefängnis absitzen, erklärte US-Botschafter David Pearce noch vor der Abstimmung und drohte bei Verabschiedung der Reform mit Konsequenzen. Unmittelbar danach setzten die Vereinigten Staaten den ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilten Bruder von Savvas, Christodoulos Xiros, sowie den als Mitglied der Organisation »Revolutionärer Kampf« Verurteilten Nikos Maziotis auf ihre Terroristenliste. Dagegen nützten auch die Beteuerungen des griechischen Außenministers Nikos Kotzias gegenüber seinem US-Kollegen John Kerry nicht, Savvas Xiros würde keineswegs in die Freiheit entlassen, sondern in den überwachten und eingeschränkten Hausarrest verlegt.

FREEDOM FOR A. WOODFOX! and all the black panther prisoners!

demo

An der Anti-Rassismus-Demo am Samstag, 28. Februar, in Zürich gab es im Revolutionären Block eine Solidaritäts-Aktion für Albert Woodfox.
Das antiimperialistische Kollektiv „Coup Pour Coup 31“ hat vom 1. bis zum 28. Februar zu einer Kampagne zur Freilassung von A. Woodfox aufgerufen. Als Beitrag zu dieser Kampagne wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Freedom for A. Woodfox! And all the black panther prisoners!“ entrollt. Dazu wurde eine USA-Fahne verbrannt.

flagge

Albert Woodfox ist einer der „Angola three“, drei afroamerikanischen politischen Gefangenen, die seit 1971 inhaftiert sind. Seit Beginn seiner Haftstrafe wurde der Prozess gegen ihn bereits dreimal als ungültig erklärt. Trotzdem wurde er nicht freigelassen. Obwohl er sich seit 43 Jahren in Isolationshaft befindet, führt er seinen politischen Kampf ungebrochen fort!

Freiheit für Albert Woodfox und alle Black Panther Gefangenen!

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Hier die Übersetzung des Aufrufs zur Kampagne:

Guten Tag,

Heute beginnen wir eine Kampagne für die Befreiung von Albert Woodfox. Hier angehängt findet ihr den Aufruf dazu und ein Plakat dazu.

Albert Woodfox ist mit Robert King und Herman Wallace einer der “Angola three”. Das sind drei afroamerikanische politische Gefangene, die seit 1971 im Angola-Knast, Staatsgefängnis von Louisana in den USA, einsitzen. Die Strafe sass er auf Grund eines bewaffneten Überfalls ab. Während seinem Prozess ist Albert Woodfox aber aus dem Knast ausgebrochen und ist der Plack Panther Party beigetreten. Trotzdem er wieder verhaftet und inhaftiert wurde, war er weiter aktiv und gründete mit Wallace und King eine Black Panther Party Sektion im Gefängnis. Das Gefängnis Angola ist ein Symbol des industriell-repressiven rassistischen Knastsystem und von der modernen Sklaverei, da das Gefängnis auf dem Boden einer alten Baumwollplantage steht. Im Jahre 1972 wurden Woodfox und Wallace als schuldig befunden für den Mord an einem weissen Gefängniswärter. King, der nicht direkt für Mord angeklagt wurde, wurde wegen Komplizenschaft verurteilt und die “Angola three” wurden in Isolationshaft gesetzt. Robert King wurde bis 2001 23 Stunden pro Tag in seiner Zelle eingesperrt. Herman Wallace bis 2013, als er drei Tage vor seinem Tod durch Krebs freigelassen wurde.

Albert Woodfox ist immer noch inhaftiert. Er weigert sich seinem politisches Engagement für die Organisierung der afroamerikanischen Gefangenen, für den Widerstand gegen die moderne Sklaverei in den Gefängnissen, für die Verteidigung der Rechte der Gefangenen abzusprechen und beharrt auf seine Unschuldigkeit. Die Behörden verweigern die Freilssung von Woodfox und belassen ihn in Isolationshaft, obwohl sein Prozess schon dreimal wegen rassistischer Diskriminierung für ungültig erklärt wurde.

Das Leben von Albert Woodfox widerspiegelt die Basisorganisierung durch die Black Panther Party und ist ein Zeugnis für den politischen Kampf für die Selbstverteidigung und die Befreiung der schwarzen Gemeinde, die jede Realität der rassistischen und ökonomischen Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung angreift: von den Quartieren zu den Gefängnissen, vom Sklavenhandel zur industriellen Sklavenarbeit in den Gefängnissen, von der kulturellen und mentalen Entfremdung zum institutionellem Verdrücken.
Es sind diese politischen Überzeugungen des Widerstands und des Erbes der revolutionären Kämpfer, die Albert Woodfox während den 42 Jahren Isolationshaft durchhalten liessen und es sind diese politischen Überzeugungen, die die internationale Solidaritätskampagne für seine Befreiung und gegen das repressive rassistische Gefängnissystem der USA nähren soll.

Wir laden euch nun ein, euch der Kampagne des antiimperialistischen Kollektivs Coup Pour Coup 31 für die Befreiung von Albert Woodfox anzuschliessen. Die Kampagne dauert vom 1. bis am 28. Februar 2015 und schliesst an diesen Aufruf an. Es sollen Aktionen zu seiner Befreiung stattfinden und diese Kampagne soll mitgetragen werden.

*Coup Pour Coup 31*
Antiimperialistisches Kollektiv in Toulouse

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