Category Archives: Repression

Bern: Nachbereitung Antifaschistischer Abendspaziergang

Im Nachgang zum Antifaschistischen »Abend«-Spaziergang vom 17. Oktober 2015 haben sich einige Personen bei uns gemeldet, die einen Strafbefehl erhalten haben. Deshalb laden wir zu einem weiteren Nachbereitungstreffen ein.

Das Ziel des Treffen ist es, sich austauschen zu können, offene Fragen zu beantworten und das weitere Vorgehen betreffend Strafbefehl und Einsprache zu besprechen. Bitte beachtet, dass ihr nur 10 Tage Zeit habt, um Einsprache gegen einen Strafbefehl zu erheben. Wir empfehlen grundsätzlich, quasi vorsorglich Einsprache zu machen – sollten schlechte Verfahrenschancen bestehen, kann diese wieder zurückgezogen werden.

Das Treffen findet statt am:
Dienstag 15. März Treffpunkt um 19:30 Uhr

Das Treffen wird in Bern stattfinden. Der genaue Ort wird auf Anfrage bekannt gegeben. Einfach eine Mail an ea@immerda.ch schreiben.

http://ch.indymedia.org/de/2016/03/96954.shtml

Update from the trial against Billy, Costa e Silvia

the sentence will be read the 23 of march.
Wednesday the second of march in Turin there was the last hearing in: both the attorney and the lawyers had a speech. the attorney recommended 5 years and 6 moths of prison for Costa, 5 years and 4 month of prison for Silvia and Billy.

http://ch.indymedia.org/de/2016/03/96956.shtml

Kämpfe verbinden! Isolation durchbrechen!

Der 18. März als Tag der politischen Gefangenen hat eine historische Bedeutung (siehe Kasten) und ist ein Teil der Geschichte des Kampfes für eine klassenlose Gesellschaft. Dieser Kampf hält bis heute an. Immer noch kämpfen wir für eine Welt ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung. Denn die kapitalistischen Verhältnisse produzieren Armut, Krieg, Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung – und das wortwörtlich am laufenden Band.
Die Methoden haben sich verändert, die Herrschenden haben sich geändert und doch ist die Systematik die selbe geblieben: Die Ausbeutung des Großteils der Bevölkerung, die den Reichtum einer Minderheit produzieren. Wer sich gegen dieses System der organisierten Unterdrückung und Ausbeutung auflehnt und für eine gerechte, solidarische Gesellschaft kämpft, bekommt früher oder später die Repression des Staates zu spüren.
Und so sind nicht nur diejenigen mit Repression konfrontiert, die wie die Pariser Kommunarden die Waffe in die Hand nehmen, sondern jedeR, der/die sich gegen die herrschende Ordnung auflehnt und gegen diese Widerstand leistet.
Die Repression zielt darauf ab Kämpfe zu unterdrücken und letztlich zu zerschlagen, um die herrschende Ordnung mit aller Gewalt aufrechtzuerhalten und die entstehenden Klassenkämpfe zu verhindern.
Sei es durch die Kriminalisierung von Protesten bei Straßendelikten in Form von Strafbefehlen, Geldbußen bis hin zu Haftstrafen,
oder eben auch in Form von Organisationsdelikten, bei denen es nicht um eine bestimmte Tat geht, sondern um die Zugehörigkeit in einer als „kriminell“ oder terroristisch eingestuften Organisation.

Widerstand – Repression – Solidarität
Wenn Repression in der kapitalistischen Logik auf Widerstand folgt, so muss in einer revolutionären Logik Solidarität auf Repression folgen.
Egal ob am 18. März oder an jedem anderen Tag des Jahres: Wir zeigen uns solidarisch mit denjenigen, die mit Repression konfrontiert sind, mit Gefangenen, die für die Perspektive einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen und weltweit in Knästen weggesperrt sind.
Denn egal ob es unsere Genossen in Deutschland sind, die nach dem Paragraph 129 a/b verfolgt werden oder ob in anderen Ländern Europas wie in Griechenland Prozesse gegen den Revolutionären Kampf geführt werden. Was uns über Knastmauern und Ländergrenzen hinweg eint, ist der Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse und die Perspektive einer befreiten Gesellschaft.
Mit der Brandmarkung als Terrorist, mit der Diffamierung von politischen AktivistInnen als Gefahr für die Gesellschaft wird die Realität von den Füßen auf den Kopf gestellt: Diejenigen, die für eine klassenlose Gesellschaft kämpfen und sich gegen die herrschenden Verhältnisse richten, werden als angebliche Gefahr für die Bevölkerung stilisiert, während diejenigen, die tatsächlich Menschen auf der ganzen Welt durch Bomben, Verhaftungen, Hunger und der alltäglichen Ausbeutung terrorisieren, als Menschenrechtler und Friedensbringer gefeiert werden.
So wird der Steinwurf oder das Verteilen einer Zeitung zur terroristischen Tat während der Panzer der Herrschenden zum Friedensbringer verklärt wird.

Das solidarische Band zwischen drinnen und draußen…
Solidarität muss praktisch werden!

Deswegen heißt es für uns in mühevoller Kleinstarbeit Tag für Tag gemeinsam Solidarität zu organisieren und unabhängig von ideologischen Differenzen – sei es am 18.03. oder an jedem Tag im Jahr, den stetigen Angriffen der Herrschenden unsere Kollektivität, Solidarität und den Kampf um Befreiung entgegenzusetzen.
Dabei gilt es eine Brücke zu schlagen zwischen den Kämpfen inner- und außerhalb der Gefängnisse. Denn der Kampf hört nicht an den Knastmauern auf. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Hungerstreik 2015 in Griechenland. (Kasten 2).
So gilt es einerseits die Gefangenen in die Kämpfe, Mobilisierungen und Debatten außerhalb mit einzubinden und gleichzeitig die Kämpfe der Gefangenen zu unserer eigenen Sache machen, um die Isolation zu durchbrechen. Wir müssen an ihnen teilnehmen und sie außerhalb der Knäste führen.
Ein guter Ansatzpunkt ist die Gefangenen-Gewerkschaft, die innerhalb kürzester Zeit mehrere hundert Gefangene unter ihrem Dach vereinen konnte. (Kasten 3)
Lasst uns gemeinsam die staatlich verordnete Isolation durchbrechen, den Gefangenen den Rücken stärken und die Kommunikation zwischen den Inhaftierten und der Bewegung stärken.
Nutzen wir Tage wie den 18. März, so wie jeden anderenTag auch, um unsere Solidarität praktisch werden zu lassen.
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Kämpfe verbinden! Isolation durchbrechen!


GESCHICHTE DES 18. MÄRZ
Der 18. März erinnert an den Aufstand der Pariser Kommune im Jahr 1871, aber auch an ihre Zerschlagung und die folgende Repression. Die Reaktion übte nach ihrem Sieg an den KommunardInnen blutige Rache. Mehr als 20.000 Männer und Frauen wurden getötet, mehr als 13.000 zu meist lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Und doch bleibt die Geschichte der Kommune im Gedächtnis der sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Bewegung nicht in erster Linie als eine Niederlage haften, sondern lebt
als die Geschichte eines Aufbruchs, der bis heute andauert und noch lange nicht an sein Ende gelangt ist, weiter.
1923 erklärte die Internationale Rote Hilfe (gegründet 1922) den 18.03. zum „Internationalen Tag der Hilfe für die politischen Gefangenen“.
Nach dem Faschismus wurde der 18. März erst wieder 1996 zum Aktionstag für die politischen Gefangenen. Seitdem wird dieser Tag jedes Jahr mit Veranstaltungen, Demos oder anderen Aktivitäten begangen.

HUNGERSTREIK IN GRIECHENLAND
Zahlreiche Gefangene haben einen Hungerstreik u.a. gegen die Einführung von Isolationsgefängnissen (nach Stammheimer Vorbild), gegen das neue Vermummungsverbot und für die Entlassung kranker Gefangenen, durchgeführt. Auch außerhalb von Griechenland führten Gefangene einen Solidaritätshungerstreik durch und unterstützt und vorangetrieben wurde dies durch zahlreiche Aktivitäten und Aktionen außerhalb des Knastes.
Die inhaftierten GenossInnen haben mit ihrer Aktion direkt am Kampf der Genossen außerhalb beteiligt, in dem sie die Forderung gegen des Vermummungsverbot aufstellten. Es entstand eine Wechselwirkung die letztendlich zum Sieg geführt hat.

GEFANGENEN-GEWERKSCHAFT
Die Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO) wurde im Mai 2014 von einigen Inhaftierten in der Berliner JVA Tegel gegründet. Aus diesen wenigen, die die Initiative ergriffen haben, sind innerhalb und außerhalb der Haftanstalten etwa 850 Mitglieder geworden. Die GG/BO fordert den Mindestlohn für Gefangene, die volle Gewerkschaftsfreiheit hinter Gittern, sowie den Versicherungsanspruch für gefangene ArbeiterInnen.
In verschiedenen Städten haben sich Solidaritätskreise zur Unterstützung der GG/BO zusammengeschlossen.

TERMINE ZUM TAG DER POLITISCHEN GEFANGENEN

Donnerstag, 17. März, 19 Uhr
Veranstaltung: Alltag im Knast
Wir werfen in der Veranstaltung einen Blick auf den Knastalltag. Wir lassen Gefangene dabei zu Wort kommen, die uns ihre Eindrücke schildern und uns ein authentisches Bild ihrer Situation zeichnen, sowie Ansatzpunkte zur Solidarität geben. U.a. wird der Langzeitgefangene Thomas Meyer-Falk interviewt.
im Stadtteilzentrum Gasparitsch,
Rotenbergstraße 125, 70190 Stuttgart

Freitag, 18. März, 20 Uhr
Konzert zum Tag der politischen Gefangenen
mit Nabla (Rock/Funk/Soul), Esperanza Rap-Stars (Hip Hop), Grup Boran (internationale Lieder)
im Stadtteilzentrum Gasparitsch,
Rotenbergstraße 125, 70190 Stuttgart

Sonntag, 20. März, 14 Uhr
Kundgebung vor dem Knast in Stammheim
im Stadtteilzentrum Gasparitsch,
Rotenbergstraße 125, 70190 Stuttgart

Arbeitskreis Solidarität
Für den Aufbau der Roten Hilfe International!
www.ak-solidaritaet.tk

Deutschland: Solidarität, Liebe und Kraft

Mitte Januar ist der Fahndungsdruck auf ehemalige Kämpfer*innen der RAF deutlich gestiegen. Für Burkhard, Dani und Volker bedeutet das, fast 20 Jahre nach Auflösung der RAF und nach über 25 Jahren in der Illegalität eine massive und konkrete Bedrohung ihrer sowieso schon schwer aufrecht zu erhaltenden Freiheit, ihrer Gesundheit, und nach allen Erfahrungen mit bei der Festnahme getöteten RAF-Kämpfer*innen auch ihres Lebens.

Der Hauptvorwurf gegen sie ist die Sprengung des Hochsicherheits- und Abschiebeknasts in Weiterstadt.
Dieser erfolgreiche Angriff auf ein im Bau befindliches Gebäude, in dem die BRD ihre menschenverachtende Straf- und Abschiebepolitik durchsetzen wollte, wäre unter normalen Umständen wahrscheinlich verjährt.
Für Dani, Burkhard und Volker gilt das nicht, gegen sie werden die Sonderparagrafen 129 und 129a angewandt. Das bedeutet für sie ein dauerhaftes Leben in der Illegalität oder die Gefahr einer lebenslangen Inhaftierung.

Wir haben Respekt für ihre Entscheidung für die Freiheit und gegen die Bullen.

Wir wünschen unseren ehemaligen Mitbewohner*innen Freiheit, Glück und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Liebe und Kraft

Für die Einstellung aller Verfahren und das Ende der Fahndung.

Bewohner*innen der Hafenstraße

Februar 2016

http://political-prisoners.net/item/4114-solidaritaet-liebe-und-kraft.html

Prozess gegen Billy, Silvia und Costa in Italien

Am 13. Januar fand in Turin die erste Anhörung im Prozess gegen Billy, Silvia und Costa statt. Die drei sind wegen Attentaten zu terroristischen Zwecken und Beschaffung und Transport von Sprengstoffen angeklagt.

Im Gerichtssaal waren zahlreiche solidarische Gefährt_innen präsent. Die nächste Anhörung wurde auf den 02. März angesetzt.

Vom 22. bis 28. Februar findet in ganz Italien eine Woche der Agitation gegen die Technowisenschaften und die Welt, die diese hervorbringen, statt.

Silvia, Billy und Costa wurden bereits am 22. Juli 2011 in der Schweiz wegen Vorbereitungshandlungen zur Brandstiftung und illegalem Transport und verbergen von Sprengstoffen verurteilt. Costa zu 3 Jahren und 8 Monaten, Billy zu 3 Jahren und 6 Monaten, Silvia zu 3 Jahren und 4 Monaten.
Ihnen wurde vorgeworfen, einen Anschlag auf das Nanotechnologie-Forschungszentrum von IBM in Rüschlikon geplant zu haben.
Mit der Verhaftung in der Schweiz wurde dann von der DIGOS (Politbullerei) auch gleich eine Untersuchung in Italien eröffnet.

Weitere Informationen:
silviabillycostaliberi.noblogs.org
resistenzealnanomondo.org
info@resistenzealnanomondo.org

Solidarität mit Silvia, Billy und Costa!
Den Kampf gegen die Schädlichkeiten neu beleben!
Feuer den Knästen!

http://ch.indymedia.org/de/2016/02/96783.shtml

Antireptreffen zur Anti-WEF Demo in Zug

Erstes Treffen für alle die aufgrund der Anti-WEF Demo in Zug von Repression betroffen sind

Die Polizei verhinderte am 23.1.2016 die Anti-WEF Demo in Zug mit einem Polizeikessel. Gegen einige Personen wurde nun ein Strafverfahren
eröffnet. Darum laden wir nun am kommenden Freitag zu einer ersten Sitzung ein um Fragen zu beantworten und um zu überlegen wie wir weiter
gemeinsam vorgehen wollen!
Nehmt alle Unterlagen und Briefe vom aktuellen Verfahren mit.

Generell gilt: keine Aussage bei Bullen und Staatsanwaltschaft!
Bei Fragen: rotehilfeÄTaufbauPUNKTorg

Freitag, 19.2 um 20h im Vertrieb in Zürich (Kanonengasse 35, Eisentreppe im Hinterhof)

Rote Hilfe Schweiz

Deutschland: Aufruf zum 18. März

Am 18. März, dem Tag der politischen Gefangenen, wird es erfreulicherweise wieder zahlreiche Aktivitäten geben. Als erstes wollen wir deshalb die Situation der Inhaftierten und Verfolgten kurz schildern, um aufzuzeigen, wie wichtig es ist, sich zu ihnen solidarisch zu verhalten.

Verstärkte Repression gegen den Widerstand
Seit einiger Zeit wird von den Herrschenden die Repression gegen DemonstrantInnen, AntifaschistInnen und HausbesetzerInnen verschärft. Diese Menschen, die sich gegen die Staatsgewalt wehren oder militant intervenieren, haben oft das Konstrukt des „gemeinschaftlichen versuchten Totschlags“ am Hals. Zur Zeit sind 3 linke Fussballfans Mathias, Schubi und Valentin in Nürnberg, Waldeck und Bremen wegen dieses Vorwurfs inhaftiert.

In Hamburg läuft zur Zeit ein Prozess gegen 6 HausbesetzerInnen. Drei von ihnen waren schon bis zu 6 Monaten in Untersuchungshaft. Gegen die anderen drei lautet die Anklage ebenfalls versuchter Totschlag. Einer von ihnen nimmt an diesem Verfahren bewusst nicht teil.

Die Klassenjustiz versucht mit solchen Anklagen uns lange in den Knast zu stecken, damit abzuschrecken und somit Friedshofsruhe im Herzen der Bestie wieder herzustellen.

Verfolgung linker migrantischer Strukturen geht weiter
Auch die Repression gegen kurdische und türkische Strukturen hält weiter an.
Als juristische Waffe dient den Herrschenden dabei der § 129b, der die „Mitgliedschaft bzw. die Unterstützung in/für eine terroristische Vereinigung im Ausland“ unter Strafe stellt.

In langjähriger Tradition richtet sich die Verfolgung insbesondere gegen linke migrantische Organisationen, denen die Mitgliedschaft in der PKK1, der DHKP-C2 oder jetzt auch in der TKP-ML3 vorgeworfen wird.
Am 15. April 2015 wurden in Deutschland 7 und 4 weitere in der Schweiz, Frankreich und Griechenland, also insgesamt 11 ATIK Mitglieder (Konföderation der Arbeiter aus der Türkei) verhaftet. Vorgeworfen wird ihnen Mitglieder der TKP/ML (Kommunistische Partei der Türkei/Marxistisch-Leninistisch) zu sein, dass sie Gelder gesammelt, die Aktivitäten der Organisation in der Türkei unterstützt und in Deutschland KämpferInnen für Rojava ausgebildet haben sollen.

Weitere Verurteilungen wegen §129b
Wegen angeblicher „DHKP-C“-Mitgliedschaft wurden in Stuttgart im Juli Özgür Aslan zu 4 Jahre und 9 Monate, Sonnur Demiray zu 5 Jahre 6 Monate, Yusuf Tas und Muzaffer Dogan zu jeweils 6 Jahre, verurteilt.
Am 28.8. wurde der kurdische Politiker Mehmet Demir zu drei Jahren Haft verurteilt.
Eingeknastet nach §129b waren 40, zur Zeit sind es zirka 20 Gefangene.

Soziale und rebellische Gefangene
Doch nicht nur linke AktivistInnen werden von diesem Staat eingesperrt, sondern es werden alle Menschen verfolgt und bestraft, die sich nicht konform verhalten. So wurde z.B. das „Erhöhte Beförderungsentgelt“ der Bahn für sogenanntes Schwarzfahren bundesweit von 40 € auf 60 € angehoben. Es werden selbst kleinste Ladendiebstähle mit hohen Tagessätzen belegt. Aufgrund des kleinen Geldbeutels können diese Sachen oftmals nicht bezahlt werden und dann endet es mit der Verurteilung zu einer Haftstrafe. Hinzu kommt die vermehrte Abnahme von DNA Proben, während einer Festnahme, durch die Polizei. Die Betroffenen willigen leider häufig wegen Unwissenheit ein, obwohl sie keine gesetzliche Grundlage dazu verpflichtet und meist auf Druck der durchführenden Polizisten.

Das Gefängnis ist also eine der wichtigsten Institutionen des kapitalistisches Systems, es dient der sozialer Kontrolle, der Disziplinierung und der Repression. Es werden also nicht nur politische, sondern auch rebellische und widerständige Menschen weggesperrt. Sie sollen hinter Gittern isoliert, gebrochen und auf Linie gebracht werden. Deswegen fordern wir auch die Freiheit der sozialen Gefangenen!

Widerstand gegen die Haftbedingungen
Die seit dem Mai 2014 bestehende Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) ist in etwa 45 Haftanstalten mit bald 650 Mitgliedern präsent. Sie breitet sich weiter aus und verankert sich zunehmends in den Knästen der BRD. Sie fordert Gewerkschaftsfreiheit im Gefängnis, eine Bezahlung in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns, den Erwerb aller Sozialversicherungsansprüche und ein Ende des Arbeitszwangs hinter Gittern. Für diese Forderungen traten im Dezember für zehn Tage mehrere Dutzend Insassen in der hessischen JVA Butzbach in einen Hunger- und Bummelstreik, der mit großer medialer Öffentlichkeit begleitet. Der Streik wurde nach 10 Tagen beendet.

Ebenfalls war im April und Mai Gülaferit Ünsal, die wegen §129b in Berlin eingesperrt ist, für 54 Tage in einem Hungerstreik. Nach 54 Tagen konnte sie dank der Solidarität von ebenfalls 6 hungerstreikenden §129b Gefangenen und der Solidarität von draußen durchsetzen, dass das gegen sie betriebene Mobbing eingestellt wurde und sie die Zeitschriften erhält, die ihr davor vorenthalten wurde.4 Da es weitere Schikanen gegen sie gab und ihr Zeitungen vorenthalten wurden, war sie von 5. – 11. Oktober erneut in einem einwöchigen Warnhungerstreik.

Auch die §129b-Gefangenen Sadi Özpolat und Özkan Güzel waren für 43 und 48 Tagen im Hungerstreik und konnten sich schlussendlich mit ähnlichen Forderungen durchsetzen.

Zurück zum 18. März
In vielen Städten dieser Republik entfalten sich wegen dieses Tages vielfältige Aktivitäten, wie Veranstaltungen und Demonstrationen. Zusätzlich gelingt es uns in den bürgerlichen und linken Medien mit Artikeln auf die Lage der Eingekerkerten aufmerksam zu machen. Das sind lobenswerte Initiativen, doch sie reichen bei Weitem nicht aus, um ein wirksamer Faktor gegen Unterdrückung zu werden, denn die Klassenjustiz verhindert mit allen seinen Mitteln, dass sich was am Staus Quo ändert. Warum das so ist wird deutlicher, wenn wir diesen Staat genauer betrachten.

Kurze Skizzierung der BRD
Die Lage in der BRD ist dadurch gekennzeichnet, dass dieser Staat weiterhin die stärkste europäische Macht und auch federführend bei der Konterrevolution in Europa ist. Innenpolitisch macht sich das fest an weiteren Verschärfungen und Einschnitten im sozialen Bereich (Agenda 2010). Diese hat auch Vorbildcharakter für andere europäischen Staaten wie z.B für Spanien und sollen im Rahmen von Europa 2020 flächendeckend eingeführt werden. Außenpolitisch übernimmt Berlin immer öfters führende Rollen bei Kriegseinsätzen. Gegenwärtig sind deutsche Soldaten an 16 Kriegen und militärischen Missionen beteiligt.

Nachdem die griechische Regierung am 13. Juli endgültig gegenüber der Troika eingeknickt ist wird auch auf finanzieller Ebene die führende Rolle der BRD zunehmend deutlicher.

„Deutschland führt Krieg. „Es ist ein brutaler Wirtschaftskrieg, mit dem Berlin das realisieren will, woran Deutschlands Eliten bereits zwei Mal gescheitert sind – die Hegemonie in Europa.“
(Thomas Konicz)

Nicht zuletzt daraus kann erklärt werden warum das innenpolitische Klima weiter durch einen Rechtsruck geprägt ist: Nicht nur durch rassistische Bewegungen wie PEGIDA, der AfD, anderen rechtspopulistischen Bewegungen oder faschistischen Strukturen, sondern auch von den herrschenden Parteien. Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden über 500 Flüchtlingsunterkünfte angegriffen.

Insbesondere durch die imperialistische Einmischung in Syrien kommen mehr Geflüchtete nach Deutschland, was von der herrschenden Klasse dazu genutzt wird eine noch restriktivere Flüchtlingspolitik und Asylgesetzgebung weiter durchzusetzen.

Weiterhin läuft der „NSU-Prozess“ gegen die Faschisten in München. In diesem Verfahren wird die Zusammenarbeit von Faschisten mit Teilen der Geheimdienste, Polizei und Ministerien weiter geleugnet und vertuscht.

Probleme und Grenzen der Solidaritätsarbeit
Um es nochmal zu betonen, Solidarität mit den Gefangenen ist grundsätzlich wichtig, aber wir müssen uns fragen, ob die von uns organisierte Solidarität ausreicht. Nein! Weiterhin müssen wir uns deshalb fragen, was an Druck und an Initiativen fehlt.

Zum einen ist der 18. März bei vielen zur Routine, zum Einrichten und quasi zu Anerkennung des Status Quo verkommen. „Wir machen ja an diesem Tag etwas“. Pflicht erfüllt, aber leblos. Damit meinen wir den Eventcharakter dieses Tages, d.h. sich nur zu diesem Tag zu verhalten, reicht nicht aus, um einen notwendigen Druck erzeugen, um die ganze Repressionsmaschinerie zum Stürzen zu bringen.

Problematisch ist auch, dass nur ein kleiner Teil der (radikalen) Linken sich mit Repression beschäftigt. Weiterhin ist es oft so, dass nur dann Betroffenheit da ist, wenn jemand aus dem eigenen politischen Zusammenhang oder Freundeskreis von Unterdrückung und Verfolgung betroffen ist. Fakt ist auch, dass diverse Antirepressionsgruppen nur vereinzelt agieren. Der Bezug auf andere von Repression Betroffene wird nicht oft gesucht, nicht gewollt oder aus politischen Differenzen gemieden.

Die Herrschenden hingegen sind mit der Verzahnung ihrer Repressionsapparate bundesweit und international viel weiter als wir. Wir wären natürlich stärker, wenn wir alle an einem Strang gegen die staatliche Unterdrückung ziehen würden. Somit müssen wir Wege zu finden, um die Grenzen der bisherigen Solidaritätsarbeit zu durchbrechen.

Wichtige Fragen sind dabei:
Was verbindet uns mit den Gefangenen?
Was sind unsere Fragen und was ist unsere Kritik an Ihnen?
Was sind unsere Ziele?
Wie weit sind wir selbst von den herrschenden Normen wie z.b. Entfremdung, Ausbeutung, Resignation betroffen?
Wollen wir selbst das kapitalistische System abschaffen?

Was tun?
Um die Fragen, Probleme und Hindernisse bezüglich der Arbeit zum 18. März und gegen Repression insgesamt zu lösen und somit zu beseitigen, stellen wir „Unsere Eckpunkte gegen Repression und für Solidarität vor, die für uns eine gute Basis für ein geeintes Vorgehen gegen dieses Klassensystem sind.

In diesem Sinne:
Freiheit für die sozialen und politischen Gefangenen!
Drinnen und Draußen – ein Kampf!
Hoch die internationale Solidarität!

Unsere Eckpunkte gegen Repression und für Solidarität
Linke und revolutionäre Strukturen bekommen immer wieder Angriffe der internationalen Repressionsbehörden zu spüren. Der notwendige Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung wird mit allen Mitteln verfolgt und versucht einzudämmen. Doch die Repression ist die logische Konsequenz des Kapitals, um den Widerstand bereits im Keim zu ersticken und die Ausbeutungsbedingungen zu optimieren. Diesen Angriffen der staatlichen Behörden müssen wir unsere geeinte Antwort der Solidarität entgegensetzen, dabei werden wir unsere Kräfte bündeln, um trotz der Repressionsschläge die Klassenkämpfe von unten entwickeln zu können. Aus diesem Grund haben sich mehrere Organisationen zusammen geschlossen um die Antirepressionsarbeit zu stärken und eine Verteidigungsfront aufzubauen. Das erklärte Ziel ist, das Bewusstsein über Repression als Teil des Klassenkampfes von oben zu stärken und angegriffene Strukturen gemeinsam auf folgender Grundlage zu organisieren.

Linke Politik verteidigen

Um, als geeinte kämpferische und revolutionäre Linke, Repressionsschläge zurückdrängen zu können, müssen wir ohne ideologische Vorbehalte eine gemeinsame Position zur Aufhebung von Unterdrückungsverhältnissen auf einer solidarischen Basis herausstellen und diese als Ausgangsbasis einer gemeinsamen Praxis betrachten. Denn antifaschistischer, antikapitalistischer, antirassistischer, antipatriarchaler und antiimperialistischer Widerstand wird über ideologische Unterschiede hinweg verfolgt und angegriffen. Wir wollen gemeinsam Linke Politik verteidigen! Gemeinsam werden wir angegriffen und gemeinsam müssen wir uns zur Wehr setzen. Fünf Finger sind ´ne Faust!

Repression ist ein Ausdruck des Klassenkampfes von oben

Repression kann nicht losgelöst von den Verhältnissen betrachtet werden, und richtet sich nicht ausschließlich gegen den aktiv kämpfenden Teil der Klasse, sondern gegen die gesamte Klasse. Soziale Repression betrachten wir als Teil des Klassenkampfes von oben.

Wir sind keine karitative Vereinigung

… und haben keinen karitativen Ansatz, sondern einen klassenkämpferischen.

Sogenannte „Kreative Prozessführung“ lehnen wir ab

Nur Aussageverweigerung und kollektives Handeln im Umgang mit der Justiz können unsere Solidarität und unseren Widerstand stärken. Dies ermöglicht ein geeintes, konsequentes Vorgehen gegen Staat und Repression.

Keine Zusammenarbeit mit Staat und Repressionsbehörden

Wir arbeiten nicht mit Staat und Repressionsbehörden zusammen. Dies beginnt, als grundsätzlicher Widerstand gegen alle Formen der Repression, vor dem ersten Anquatschversuch und gilt für Vorladungen und Prozesse. Wir halten stets an der Aussageverweigerung fest, da wir von der Klassenjustiz zu keinem Zeitpunkt Gerechtigkeit zu erwarten haben. Aussagen sehen wir als politische Fehler. Eine konsequente Aussageverweigerung hingegen bietet keine zusätzliche Grundlage für folgende Prozesse. Dem Staat darf keine Möglichkeit gegeben werden durch Spekulationen und Gerüchte Informationen oder Hinweise abzuschöpfen.

Drinnen und draußen – ein Kampf

Es ist ein gemeinsamer Kampf, egal ob im Knast oder draußen. Der Knast ist einer der schärfsten Ausdrücke der Repressionsbehörden, doch wir lassen uns durch keine Mauern trennen im gemeinsamen Kampf gegen den selben Feind. Gefangene Genossinnen und Genossen kämpfen weiter und müssen sich auf Unterstützung von Draußen verlassen können.

Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen

ANGRIFFE AUF DIE INTERNATIONALISTISCHEN REVOLUTIONÄRE IN SPANIEN

In Spanien wurden internationalistische Revolutionäre festgenommen, weil sie in Rojava gegen die Banden der ISIS gekämpft haben.

Die spanische Polizei hat am 26. Januar in Städten wie Bilbao, Valencia und Madrid in mindesten 11 Wohnungen und Betrieben Durchsuchungen durchgeführt und 9 Personen, darunter eine Person mit türkischer Staatsangehörigkeit, festgenommen.

Das spanische Innenministerium hat bekanntgegeben, dass diese Operation gegen die “PKK und die ihr nahestehende YPG” gerichtet ist. Man behauptet, dass die Festgenommenen Mitglieder der Marxistisch Leninistisch Kommunistischen Wiederaufbauorganisation seien und in Rojava gegen die IS-Banden gekämpft hätten.

Die Solidarität mit der Rojava Revolution, mit der Selbstverwaltung, ist die Umsetzung des Internationalismus aus dem Wortlaut in die Praxis. Rojava ist der Platz, wo die Solidarität und der Internationalismus in die Tat umgesetzt werden. Die Weiterentwicklung dieser Revolution und des Kampfes gegen die ISIS-Banden, gegen diese religiösen Faschisten ist die Aufgabe jedes Menschen, der für Freiheit und Demokratie, gegen Faschismus und Unterdrückung ist. Die Rojava Revolution hat somit ihren Einfluss auch in Spanien gezeigt. Die Angst vor der Rojava Revolution wuchs über die Grenzen des Mittleren Ostens hinaus.

Verstärken wir unsere Solidarität mit den festgenommenen internationalistischen Revolutionären!

Verstärken wir das Internationalistische Freiheitsbataillon!

Hoch die internationale Solidarität!

Japan: Police raid Chūkaku-ha base over long-time Shibuya riot fugitive, arrest two

On January 18th, police raided a small apartment in Kita ward in Tokyo, where they uncovered hints on the whereabouts of Masaaki Ōsaka. Now aged 66, Ōsaka was an activist in the far-left radical group Chūkaku-ha and is named as a suspect in the death of a police officer during a riot in Shibuya 45 years ago.

Police announced that the apartment was a Chūkaku-ha ajito, or secret base, and that they believe Ōsaka is had been living there until a few years ago. This is the first known raid on a place where he is suspected to have resided. Ōsaka has been on the lam the longest among the most-wanted fugitives in Japan. His image remains a common sight on wanted posters at police substations, especially in Tokyo.

Police perennially make announcements about Ōsaka as they find the crumbs left behind on his fugitive trail. In 2012, an ajito was exposed in Tachikawa City, west Tokyo, and items seized from it revealed possibilities that Ōsaka was hiding out somewhere in Kita ward. The raid on January 18th was carried out by police on suspicion of fraudulent signed private documents, and security police are now checking if there were any items left behind that could provide clues on Ōsaka’s current status. (This is a common tactic, raiding locations or arresting radical activists on minor charges that it is hoped will lead to other pieces of information.)

During the January 18th raid, two men in their forties and fifties who resisted the search were arrested on suspicion of interfering with police officials carrying out an investigation. The police say they are members of a “revolutionary army” secret wing of the radical organisation that carries out terrorist activities and supports fugitives. They are both remaining silent in police custody (the usual Japanese New Left tactic ofkanmoku) and the Chūkaku-ha organ, Zenshin, has yet to make a public comment. (This post is based solely on mainstream media reports.)

Ōsaka is a suspect in the death of a young police officer during the so-called Shibuya Riot Incident on November 14th, 1971. The riot escalated out of a protest against the continued occupation of Okinawa by United States (at the time, the bases in Okinawa were heavily used as part of the United States war machine operating in Vietnam). It came at the end of the most intense series of large-scale protests in Japan, and in a year that saw multiple bombings and “guerrilla” activity by both radical factions and also non-sectarians. Ōsaka is accused of throwing a Molotov cocktail that set the officer on fire.

Ōsaka was one of seven Chūkaku-ha activists named as suspects in the killing; all the others have been arrested and charged. Among them is Fumiaki Hoshino, who was arrested in 1975 and remains in prison on a full life sentence, though the evidence to link him to the actual death of the police officer is based on police confessions on six other activists (three of whom were minors) that were later retracted. His campaigners have been fighting for a retrial for many years, as well as two civil suits over “lost” evidence and censored letters between Hoshino and his wife. They regularly hold demonstrations, including in Tokushima around the prison where Hoshino is held.

Since late 2014 there has been a conspicuous resurgence in police raids on Chūkaku-ha facilities and arrests of activists, though none have been charged as yet.

http://325.nostate.net/?p=18636

Türkei: ATMOSPHÄRE DER ANGST

Nach dem Bombenattentat von Sultanahmet ist die westliche Anteilnahme groß. Über den alltäglichen Staatsterror in der Türkei aber will man weiter schweigen.

Noch sind wir nicht im Kriegsgebiet. Noch sind wir nicht, in jenen Städten oder Vierteln wie Sur, Silopi, Cizre oder Nusaybin, in denen die kurdische Befreiungsbewegung die „demokratische Autonomie“ ausgerufen hat und deshalb nun mit einem brutalen Feldzug bestraft wird. Noch sind wir in Istanbul. Und doch, wir sagen es unumwunden, haben wir Angst.

Und diese Angst, dieses einen permanent begleitende Gefühl, Zielscheibe zu sein, haben wir nicht erst, seitdem ein Selbstmordattentäter (so die bisherige offizielle Version) gestern im touristischen Zentrum der Stadt zehn Menschen in den Tod riss. Diese Angst haben wir seit langem, eigentlich jedes Mal, wenn wir die Türkei bereisen.

Warum haben wir Angst? Weil wir die Augen nicht verschließen vor dem, was hier geschieht. Weil wir mit den Müttern, Vätern, Geschwistern, Freunden und Gefährten von Menschen wie Dilek Dogan, Hasan Ferit Gedik, Berkin Elvan oder Bedrettin Akdeniz sprechen. Weil wir mit Überlebenden der Attentate von Suruc und Ankara sprechen. Und weil wir mit Menschen sprechen, die im Südosten der Türkei leben, in jenem Gebiet, in dem ein Menschenleben, wenn es staatlich beendet wird, nicht einmal eine Erwähnung in überregionalen Medien wert ist.

Weil wir die Augen nicht verschließen, wissen wir, dass es in jenen Armenvierteln, deren Namen in westlichen Medien nie fallen, ein Glücksspiel ist, wenn du an einem Wasserwerfer oder einem Akrep vorbeigehst. Schießt er auf dich? Tut er es nicht? Nehmen sie dich mit? Und wir wissen, dass es an Orten wie Sur oder Silopi, wo Scharfschützen auf den Dächern lauern, einfach aus sein kann.
Ohne Vorwarnung. Noch sind wir nicht da. Und doch haben wir aus den Gesprächen, die wir mit Kurdinnen und Kurden geführt haben, schon dieses mulmige Gefühl.

Als wir mit einem Freund, der gerade aus Amed (Diyarbakir) zurückgekehrt war, zusammen sitzen und die Karten von Sur diskutieren, sagt er, mit ruhigem aber besorgtem Gesichtsausdruck: Ich hoffe, es wird keinen Zwischenfall geben.
Er meint die Scharfschützen, die Killerkommandos, die in den Gebieten mit Ausgangssperre eingesetzt sind. Wie sie auf Ausländer reagieren werden, könne er im Moment nicht sagen. Es ist nur ein Satz: Ich hoffe, es wird keinen Zwischenfall geben. Aber er erinnert einen daran, dass das hier doch etwas anderes ist. Klar, wir sind Riots gewöhnt, Tränengas, Pfefferspray und Schläge. Aber zu wissen, dass man durch Straßen gehen wird, in denen einem die kalten Blicke der Sniper folgen, die von der Regierung mit der Zusicherung von Straffreiheit ermutigt wurden, ruhig öfter mal den Finger krumm zu machen, ist ein anderes Gefühl.

Wie heißt es aber nun, wenn eine Regierung eine Politik betreibt, die darauf abzielt, genau dieses Gefühl der Unsicherheit bei ihren Gegnern hervorzurufen. Es ist Terror. Er unterscheidet sich kaum von jenem, der nun die Touristen in Sultanahmet traf.

Allein, er hat eine andere Zielgruppe. Der Krieg, den die Regierung Recep Tayyip Erdogans und Ahmet Davutoglus führt, ist nicht allein einer gegen die KurdInnen. Es ist einer gegen die gesamte Linke, gegen alle, die sich nicht beugen und gehorchen, gegen die Dissidenten, gegen die, die nicht mitmachen wollen. Die kurdische Befreiungsbewegungen mit all ihren legalen wie illegalen Organisationen, von PKK über YDG-H bis zur HDP, sind in diesem Krieg das dringendste Angriffsziel aus Sicht der herrschenden Klasse: „Kurdistan ist gerade die letzte Front. Wenn dort der Widerstand aufhören sollte, dann ist auch hier nichts mehr zu gewinnen“, sagt eine Genossin. „Es ist beschämend. Wir sitzen hier, an sicheren Orten, und müssen uns eingestehen, dass die Kurdinnen und Kurden dort auch unseren Kampf mitkämpfen.“

Das sagt ausgerechnet sie, denke ich mir. Eine Genossin, die unter großer persönlicher Aufopferung seit vielen, vielen Jahren nahezu all ihre Lebenszeit dem Kampf um ein besseres Leben gewidmet hat. Was müssten wir uns in Europa, speziell in Deutschland eigentlich schämen. Wir, die wir uns in noch viel gemütlichere Lebensumstände geworfen finden, und deren Staat keinen kleinen Anteil daran hat, dass der hiesige Staat so ungestört morden kann.

Nicht mit der Scham, aber mit der These hat sie allerdings recht. Die Regierung in Ankara hat bereits Dokumente veröffentlicht, in denen es ganz offen zu lesen ist: Wenn der Südosten „gesäubert“ (das steht da wirklich) ist, dann soll es jenen Stadtteilen an den Kragen gehen, die in den türkischen Metropolen, vor allem Istanbul, noch Widerstand leisten: Okmeydani, Gazi, Gülsüyü und so weiter.

Schon jetzt hat das Vorgehen des Staates in Bakur, im türkischen Teil Kurdistans, klare Auswirkungen auf die Opposition im Westen der Türkei. Es herrscht eine Atmosphäre der Angst. Die kompromisslose Brutalität, mit der die Sicherheitskräfte, gedeckt und ermutigt durch ihre politischen Führer, vorgehen, lässt viele verzweifeln. Vor allem jener Teil der urbanen, oft gebildeten Jugend, der zu Gezi-Zeiten mitrebellierte, findet keine Antworten mehr. Anders als die Revolutionäre der verschiedenen illegalen Organisationen, für die Repression, Knast und Tod ohnehin ständige Wegbegleiter waren, kehrt in diesem Milieu die Angst zurück. Und das ist keineswegs verwunderlich.

Wenn nun westliche Medien sich in Superlativen ergehen und behaupten, nun sei „der Terror in die Türkei gekommen“, möchte man sie fragen: Habt ihr geschlafen, als in Suruc 32 junge SozialistInnen von einem Sprengsatz zerfetzt wurden? Hattet ihr Urlaub, als in Ankara 102 Menschen während einer Friedensdemonstration ihr Leben ließen? Und wo seid ihr jetzt, da jeden einzelnen Tag in Kurdistan gemordet wird, mit Panzern, mit Scharfschützengewehren, mit Granaten?

Was wenn nicht „Terror“ ist das, was in Ankara, Suruc, Silopi – jedes Mal unter deutlicher Mitwirkung des Staates – geschah? Schon nach den Bombenangriffen von Suruc und Ankara, bei denen nahezu alle hier eine Mittäterschaft des Staates vermuten, wurden Massenveranstaltungen, Kundgebungen, alle größeren Zusammenkünfte zum Nervenkrieg: „Alle haben plötzlich immer nach oben geschaut, auf die Dächer, ob man Scharfschützen sieht. Oder zur Seite, ob man einen Verdächtigen sieht, der sich in die Luft jagen könnte“, erzählt eine Genossin.

Mit der „Anti-Terror-Operation“, wie beschönigend die Säuberung der kurdischen Gebiete genannt wird, verschlechterte sich die Situation erneut. Es vergeht kein Tag, oft nicht einmal eine Stunde, in der man nicht hört, es sei jemand erschossen worden, entführt, verhaftet, angeklagt. Fälle wie der in Van, wo Spezialeinheiten der Polizei 12 Jugendliche töteten, elf davon durch Kopfschüsse, verfehlen ihre Wirkung nicht. Der Staat will zeigen: Das kann euch auch passieren.

Beeindruckend allerdings ist die Reaktion mancher Menschen auf diese Situation permanenter Bedrohung. Sicher, viele resignieren. Andere werden zynisch. Viele aber auch überwinden die Furcht.
„Es ist unheimlich, mit welcher Ruhe die Kurden sich an diese Lage gewöhnt haben. Sie begegnen ihr als einer Tatsache, die einfach da ist“, erzählt ein Genosse. „Sie sagen sich: Diesen Gefallen, auch noch Angst zu haben, tun wir ihnen nicht.“ Wer sich an dieser Reaktion ein Beispiel nimmt, kann gegen den Terror nicht verlieren.

– Von Peter Schaber
http://lowerclassmag.com/2016/01/atmosphaere-der-angst/